Bericht
zum Spiel
Siegen
- OFC 0:2
Comebackerbesieger unterwegs
Spiel 1 nach dem Debakel
gegen die Bayern-Amateure, ähnlich emotionslos wie sich die Mannschaft im letzten Heimspiel präsentiert hatte, ging ich dieses Auswärtsspiel an.
Irgendwie erwartete ich rein gar nichts. Eigentlich wusste ich nicht mal so
genau, warum ich ausgerechnet jetzt zu meinem ersten Auswärtsspiel dieser
Saison aufbrach. Vermutlich, weil ich es einfach nicht glauben wollte, was meine
Augen beim 0:4 wahrgenommen hatten. Noch nie hatte ich am Bieberer Berg eine
Mannschaft erleben müssen, die sich dermassen einem Gegner ergab.
Der
Fanclub „Druff und dewitt“ war Ausrichter jener Busfahrt, der ich mich
anschloss. Die Stimmung auf der Hinfahrt war weniger euphorisch, als ich dies
noch von Fahrten aus der vergangenen Saison gewohnt war, doch mit zunehmender
Dauer stellte sich auch der Spass ein. Man liess das Fanclubturnier nochmals
Revue passieren (die Comebacker outeten sich hier als ziemlich angefressen ob
ihrer Niederlage gegen den Onlinefanclub) und bereitete sich ansonsten
gewissenhaft auf die anstehenden 90 Minuten vor.
Am Siegener Stadionparkplatz angekommen, hatte man sich erstmal den wartetenden Reportern unseres allseits beliebten hässlichen Rundfunks zu erwehren. Was aber kein grösseres Problem war, Unser Peppi
schickte die Jungs kurzerhand
freundlich aber bestimmt weg. So konnte man noch in Ruhe das Ein oder Andere
Getränk am Bus zu sich nehmen, kritisch in Augenschein genommen vom viel zu
grossen Polizeiaufgebot. Verwundert
nahmen wir währenddessen das Verhalten der Siegener an der Kasse zur Kenntnis,
die sich wohl lieber in lange Schlangen einreihen, als die leeren Kassenhäuschen
zu benutzen.
Im
Stadionrund angekommen, verwunderte mich die Zahl der Offenbacher Auswärtsfahrer
dann doch sehr, waren doch statt der von mir erwarteten 100 rund 350 bis 400
Neugierige mit auf den Weg gekommen. Wie immer allerdings, und ich glaube hieran
werden wir in nächster Zukunft nichts mehr ändern können, verteilten sich die
Offenbacher Anhänger weiträumig über den gesamten Block, was
stimmungstechnisch nicht gerade förderlich ist. Doch mittlerweile ist dies ein
gewohntes Bild. Bestimmt wurde der Kickerssupport von einer Handvoll Fans aus
den Reihen des Fanclubs Patriots, mehr oder weniger unterstützt von ca. 20-30
Unerschütterlichen. Lediglich nach Toren oder Torchancen liess sich der Rest
des grossen Kickersblocks mal zu Reaktionen hinreissen.
Die
Kickers unterdessen waren wieder zum 4-4-2-System von Saisonbeginn zurückgekehrt,
machbar wohl nur, da die zuletzt doch arg lahmenden Menze und Dolzer nicht im
Aufgebot waren. Die Elf von Lars Schmidt machte von Beginn an einen sehr
konzentrierten Eindruck, während die Siegener Elf mit zunehmender Spieldauer
immer mehr an Boden einbüsste. Diszipliniert gingen die Kickersspieler an ihre
Aufgabe heran, gut organisiert vom umsichtigen Bruno Akrapovic. Dieser hatte auf
dem defensiven Mittelfeldposten alle Fäden in der Hand zeigte allerdings im
Passspiel mittlerweile gewohnte Schwächen.
Nach
ungefähr einer halben Stunde war es dann soweit, dass die Offenbacher
Schlachtenbummler jubeln durften: Wieder mal war es Thorsten Judt, der sich ins
Angriffsspiel einschaltete und die Vorarbeit leistete zum 1:0 durch den
freistehenden Petry. Die Siegener schienen nun sichtlich geschockt. Bereits 10
Minuten erkämpfte sich Christian Müller auf Höhe der Mittellinie den Ball und
konnte relativ unbedrängt auf das Siegener Tor losziehen. Leider versagten ihm
mal wieder die Nerven und Torwart Koch konnte seinen schwachen Schuss abwehren,
der Ball erreichte allerdings den in Torjägermanier mitgelaufenen Michael Petry,
der zu seinem dritten Saisontor abstauben konnte. Schade, wieder kein
Erfolgserlebnis für den glücklosen Müller, der ein Tor doch mal so bitter nötig
hätte. Freude allerdings über das 0:2!
Halbzeitpause
und aufgrund der vergangenen Spielverläufe keineswegs Siegessicherheit unter
den mitgereisten Fans. Am Zaun zwischen Heim- und Gästeblock traf man sich mit
einem Bekannten vom Fussballstammtisch und konnte ein Date zwecks Nachlese nach
Abpfiff ausmachen. Währenddessen versuchte sich der Flaschenöffnerlehrling auf
der Toilette in der Demontage der Handtuchspender, doch das extra abgestellte
Personal war in Windeseile zur Stelle. Schliesslich konnte eine Eskalation der
Situation verhindert werden.
In
Halbzeit Zwo tanzten wir hauptsächlich den OFC-Walzer, bis es zu unnötigen
Diskussionen wegen Blockfahnen kam. Unverständlich, dass sich OFC-Fans wegen nichts
immer wieder gegenseitig in die Haare bekommen. Die Kontrahenten konnten sich
aber schliesslich einigen, trotzdem war der Support eine lange Zeit empfindlich
gestört.
Die
Kickers konnten das 2:0 dieses Mal erfolgreich verwalten, lediglich einmal war
Cesar Thier zu einer Parade gezwungen. Ansonsten hatten die Kickers das Spiel im
Griff, der grössere Kampfgeist der in blau spielenden Offenbacher entschied über
Wohl und Wehe. Glücklich feierten Spieler wie Mitgereiste nach dem Schlusspfiff
des unauffällig leitenden Schiris die drei Punkte, auch wenn HR wie nicht
mitgereiste Fans etwas anderes ausgemacht haben wollten.
Nach
dem Verlassen des Stadions kam es zum abgemachten Plausch mit Siegener
Bekannten, unterbrochen durchs Händeschütteln unseres Ehrenpräsidenten
Waldemar Klein, der anschliessend noch in den Bussen eine flammende Rede hielt,
sowie vorbeiziehenden, „Eintracht“ skandierenden Siegenfans,
die sich natürlich
sofort den Unmut der noch umherstehenden Offenbacher zuzogen. So mussten sich
die in ihren Kastenwagen herumlümmelnden Einsatzkommandos doch noch mal
unverhofft erheben und einschreiten. Passiert ist übrigens nichts, die Siegener
waren schnell zu Fuss.
Mit
einer entspannten Heimfahrt endete schliesslich ein erfolgreicher Auswärtsauftritt
der Kickers. Ob dies schon die Wende war? Ich glaube nicht, nur wenn im nächsten
Heimspiel gegen die Stuttgarter Kickers ein Dreier nachgelegt werden kann, hat
dieser Auswärtssieg den gewünschten Wert. Die Spielweise der Kickers
suggerierten eher drei Punkte gegen den Abstieg, als das man schon von einem
Angriff auf die Aufstiegsränge sprechen könnte. Und nach oben geht’s eh nur,
wenn man endlich mal die eklatante Heimschwäche ablegen kann!
Traser
06.10.2003