Bericht zum Spiel Kickers OffenbachFSV Mainz 05 (A) 1:1

 

Was macht das wieder eine Freude, zum Bieberer Berg zu pilgern und Spielen der Kickers beizuwohnen. Nach optimalem Start in die Saison mit sechs Punkten nach zwei Spielen auf der Habenseite, konnte heute eigentlich nichts schief gehen. Noch dazu gegen diesen Gegner, frisch aus der Oberliga aufgestiegen, dazu noch Punkt- und Torlos. Gut, immerhin könnten sie gegen uns einige erfahrene Leute aus ihrem Zweitligakader aufstellen, doch wer von uns wäre darüber schon erschrocken gewesen?

 

Doch zunächst zum Vorgeplänkel: Ja, nun hat der Kommerz auch den Onlinefanclub erreicht! Nicht genug, dass Kickersmanager Lamm Spieltagspartner akquiriert, nein beim Treff vor den Spielen unter der bekannten Onlinereiche tun sich mittlerweile Vorspieltagspartner hervor, die sich durch das Bereitstellen von gekühlten Getränken in ungewöhnlich hoher Quantität, die Gunst der Eichenbesucher zu erwerben versuchen. Doch der Kommerz hielt sich wie bei den beiden ersten Partnern im Stadion in Grenzen. Der Vorspieltagspartner himself, die Peppic g.m.B.h., erschien in nettem Eventshirt und hatte Feinbier im Schlepptau, ansonsten beschränkte sich seine Firma auf einen kleines Transparent, das mit Zustimmung aller Anwesenden am Baum befestigt wurde. So kann's ruhig weitergehen!

 

Auch sonst war die Atmosphäre unter der Eiche wieder sehr gepflegt, es wurde gelacht und mit Derbykarten gedealt, wir bekamen das langerwartete Outing des Visionärs präsentiert (natürlich nur dank unseres Vorspieltagspartners) und wir hatten Feinbier zum Vorspiel! Aufgrund dieses Erfolgs konnte ich im Laufe des Abends gleich noch drei weitere Sponsoren für unsere Vorspielevents auftun, namentlich wären dies die Tussi g.m.B.h, die Braugold-Brauerei sowie die asiatische Kinderarbeitsfirma Coinshoppe, die uns im Vorgriff auf ihren Sponsoreneinstieg schon mal eine Runde von Kinderhänden genähte Shirts zukommen ließ!

 

Recht pünktlich ging's dann zum Stadion, schnell noch mal versuchen beim Fanprojekt Block 1 gegen Block 2 zu tauschen, aber Pustekuchen war's. Im Container wurde ein Restkontingent vertickert und draußen, wo die Börse hätte sein sollen, traf man höchsten die in Gespräche vertieften üblichen Verdächtigen. Also noch mal schnell aufs Klo hinterm Block, wo ich mich wunderte, dass sich immer alle so über den Uringeruch in der Luft beschweren. Ich muss sagen, das ist mir immer noch lieber, wie die Scheiße, die sich heute durch meine Nasenschleimhäute biss.

 

Endlich im Block angekommen, ging's auch gleich los! Die Kickers hatten den Vorwärtsgang drin, kaum in Ballbesitz, ging die Post nach vorne ab! Hatten die Karnevalisten die Kugel, ging's sofort mit vier Mann vorne drauf! Türker, Licht, Müller und Hock setzten die Mainzer Amateure gehörig unter Druck! Oh Mann, wie lange habe ich mir solchen Fußball gewünscht, die letzten drei Jahre waren aber auch zu hart…

 

Die Stimmung im Block war eigentlich auch nicht schlecht. Klar, das Derby wirft seine Schatten voraus, aber verglichen mit dem, was in der letzten Saison auf Waldemar Klein und im Rest des Stadions abging, kann sich das doch schon wieder sehen lassen. Was hier noch verbesserungswürdig ist, ist das Gespür dafür, wann es Zeit ist zu feiern (vor allem sich selbst), und wann die Mannschaft unseren Zuspruch braucht. Aber das mit den Anti-SGE Schlachtrufen werden wir vorm Derby kaum verhindern können…

 

Ja, die Mainzer schienen ziemlich überrumpelt ob der zügigen Gangart unserer Elf. So ungefähr in der 20. Minute war es dann endlich so weit: Pass ich glaube von Hock, Christian Müller lässt irgendwie auf Dworschak abtropfen, und der hält einfach mal drauf. Adi schien den Ball irgendwie nicht so doll zu treffen, aber per Schienbeinrollerspannstoss senkte sich das Leder hinter dem langen Mainzer Torhüter annähernd in den Winkel! Unhaltbar! Relativ früher Führungstreffer, mein Gott, was sollte heute eigentlich noch schief gehen?

 

Tja, und es war unglaublich. Mit dem Führungstreffer hörten unsere Kickers auf Fußball zu spielen. Mir war das einfach unerklärlich! Wir hatten eine ganz klare Linie im Spiel, das Motto lautete, die Mainzer zu Fehlern zwingen, indem wir sie unter permanenten Druck setzen. Doch nach dem Führungstreffer, der uns eigentlich im Gegenteil noch mehr Sicherheit im Spiel geben sollte, ging wirklich überhaupt nichts mehr! Der Unterschied war wirklich so krass, dass man sich fragen musste, ob da nicht die Order von draußen kam, jetzt stellen wir uns erst mal hinten rein und warten, ob die Mainzer überhaupt kicken können.

 

Nun war er wieder da, der Rumpelfußball der letzten Saison. Wir selbst brachten den Gegner wieder ins Spiel, verschleppten das Tempo und glänzten mit ungenauen Abspielen. Und außer Cesar Thier konnte man da wirklich keinen Spieler ausnehmen! Türker rieb sich als Einzelkämpfer vorne total auf, von Licht war nichts zu sehen und Müller spielte immer unglücklicher. Selbst ein so routinierter Mann wie Akrapovic ließ sich anstecken und spielte plötzlich anstatt der gewohnten abgewichsten Bälle auf einmal Harakiri. Von hinten wurden die Bälle plötzlich wie zu Stepis Zeiten nur noch hoch nach vorne gedroschen. Nein, das kann ihnen der Trainer so eigentlich nicht geraten haben!

 

Noch vor der Halbzeit haben unsere Jungs den Mainzer Nachwuchs so stark gemacht, dass der Ausgleich nun fallen musste: Inmitten eine Offenbacher Uffta segelt ein Mainzer Freistoss in den Offenbacher Strafraum und per Kopfball glichen die Amateure mittlerweile sogar verdient aus! Na ja, halb so wild, dachte ich, schließlich war noch genug Zeit, das Ruder wieder rum zu reißen und in der Halbzeit würde man sich in der Kabine schon einigen, dass ein solcher Auftritt ohne Änderung der Spielweise unweigerlich zur ersten Heimpleite führen könnte. Frustriert begab ich mich zum Pausentee.

 

Halbzeit Zwo zeigte, dass die Schelte des Trainers oder der erfahrenen Recken in unserer Elf nicht allzu laut gewesen sein kann, denn das Spiel der Kickers plätscherte weiter wie Ende der ersten Hälfte einfach so dahin. Irgendwann kamen dann Petry und Policella für Türker und Müller, ohne dass dadurch allerdings groß was am Geschehen geändert werden konnte. Im Gegenteil, die Mainzer kamen in der Schlussphase sogar zu den besseren Chancen und alleine Cesar Thier hatten wir es zu verdanken, dass wir nach 90 Minuten wenigstens einen Punkt am Bieberer Berg behalten durften!

 

Ein Lob gibt’s sicherlich für Schiri Brombacher! Wofür? Also der Schiribeobachter hat sich bestimmt notiert, dass er entgegen dem Willen der großen Mehrheit im Stadion zweimal eben nicht auf den ominösen Punkt deutete, sondern zweimal nicht auf Handspiel erkannte und so eindrucksvoll andeuten konnte, dass er sehr wohl ein Mann für die großen Hexenkessel in unserem Land ist! Danke lieber DFB für diese hervorragenden Schiedsrichter, die ihr uns da heranzüchtet! Wenn ich mich nicht täusche, war der Herr Brombacher übrigens auch der Pfeifenkopp, wegen dem unser Ramon Berndroth letztes Jahr die Geldstrafe berappen durfte. Am Freitag hat er dem Ramon auf Heller und Pfennig heimgezahlt! Schwarze Sau!

 

Mir hat der Freitag trotz allem gezeigt, dass wir von der vielbeschworenen Euphorie um die Kickers eigentlich gar nicht mehr so weit entfernt sind. Hätten wir einen überzeugenden Sieg landen können, wäre die Zehntausendermarke gegen Erfurt mit ziemlicher Sicherheit gefallen. So aber werden leider wieder nur so um die 7.500 werden und die Mannschaft muss lernen, Zeichen zu setzen! Aber ich bin nach wie vor guter Hoffnung!

 

Traser 18.08.2003