Bericht vom Spiel
Regensburg - Offenbach 1:1

Dr. Fidel auf Kaffeefahrt nach Bavarien

Es gibt Fahrten welche in die Geschichte eingehen und die Regensburg-Fahrt wird auf jeden Fall einen Platz in der "Geschichte Offenbacher Auswärtsfahrten" finden.

Eigentlich hätte ich wegen meiner Rüsselseuche zu Hause im Bett liegen müssen, aber wer sich schon die ganze Woche total erkältet durch die Arbeit kämpft, der kann auch am Wochenende nach Regensburg fahren. Zumal schon im Vorfeld mehrere Flaschen Kräutergetränke angekündigt wurden und ich die Hoffnung hatte den Heilungsprozess so ein wenig zu beschleunigen.

Als der Waldi seine Begrüßungsrede hielt gab es schon die erste große Überraschung. "Uns" Gleisi hatte 50 Stückchen geordert, welche dannfür einen Euro an den Mann oder die Frau gebracht werden sollten. Viele fragten sich, ob die Comebacker nun alt werden? Waren wir auf einer Kaffeefahrt des Offenbacher Seniorenfanclubs? ? Und wie schmecken diese Teile eigentlich, wenn sie in Jägermeister eintunkt werden? Als ich dann kurz zum "Comeback-Getränkeshop" ging und dann gefragt wurde: "Was willste, Schnaps oder Bier"; ich nur mit "Streusel" antwortete und darauf ein riesigesen Gelächter ausbrach, wußte ich, ja wird sind doch im richtigen Bus. Gleisis Leckereien waren wohl doch nicht so der Renner auf dieser Fahrt. Allerdings sind die Comebacker an sich ein recht ideenreiches Völkchen und so wurden dann die Fahrten für Erfurt und Ahlen im Paket angeboten. Wer sofort zuschlägt und sich dieses Paket unter den Nagel reißt, bekommt ein Stückchen gratis.

Unser Busfahrer (wir nennen ihn einfach mal Ali) feierte übrigens seinen Einstand. Erstmals fuhr er für dieses Busunternehmen und hatte gleich die richtige Busbesatzung für sein Debüt an Bord. Spätestens bei der zweiten Pinkelpause wußten wir, daß ist unser Mann. Seine Frage "Hey sagt ma, warum trinkt ihr jetzt alle so viel wenn ihr nachher noch spielen müßt?" war das erste richtige Highlight des Tages. Hat de Sellbolder seinem Fahrer etwa erzählt  er würde die erste Mannschaft fahren? Es war schon die erste Mannschaft die im Bus saß aber sicher nicht im Fussball, sondern eher im Trinksport. Mein krankes Hirn fing aber von diesem Zeitpunkt an die Elf aus diesem Bus zu stellen, welche später die Punkte in Regensburg klauen sollte. Mir ging da z.b. unser flinker Außenstürmer durch den Kopf. Für diese Position ist der Metzger als Flügelzange einfach die Top-Besetzung. Der Anwalt bekommt ganz klar die 10 auf den Rücken. Kein anderer wäre ein besserer Dirigent im Mittelfeld als der Anwalt. Vor allem weil er die Gabe hat ein Spiel zu lesen. Ganz nebenbei ist er einer der letzten Führungspersönlichkeiten welche wir in Offenbach haben. Meine Gedanken wären sicher einen echten Kammermeier wert oder wollt ihr diese Herren nicht mal in Bildern kicken sehen? Aber hier erst mal die Aufstellung:

Im Tor: Der Engel (ganz klar):
Die Abwehr: Alex (Comeback), Tutti (Followers), Bärbel (Onliner)
Das Mittelfeld: de Anwalt (Spielgestalter von Comeback), Waldi (Comeback), Terrorero (Onliner)
Der Sturm: Metzger (Flügelzange), Geist (Knipser), Ballerstein (Bei dem Namen muß er in den Sturm)
Trainer: Tara (ich bin für die Aufstellung zuständig)
Ärztliche Betreuung: Dr.Fidel (Onliner)
Musikalische Unterstützung: Tina

Mensch, das wäre mal wieder eine Mannschaft die Gras fressen würde. Aber leider ist dies alles nur ein Traum der uns vom Busfahrer in den Kopf gesetzt wurde. Aber es ist ein schöner Traum. Vor allem wenn man ihn weiter träumt und die Cheerleader-Truppe, welche vom Traktorenfront-Lutz angeführt wird, schon vor sich sieht. Braune Strandbus Körper die sich bei Samba-Musik geschmeidig, mit dem Rythmus vereint, bewegen.

Aber kommen wir wieder in die Realität und die hatte gestern ganz klar ein Hirschgeweih auf. Jeder zweite im Bus war mit einer Flasche Jägermeister bewaffnet und so kam schnell gute Laune auf. Die Musikauswahl trug natürlich auch dazu bei. Allerdings frage ich mich schon ein wenig wie die Tina eine Kassette zusammenstellen kann, bei welcher Karel Gott auf Ronnie James Dio folgt? Zum Glück aber hatte auch ich wieder mein Tape dabei und so mußten wir  nur 90 % der Fahrt das Lied "Einmal um die ganze Welt" ertragen.

In Regensburg angekommen bekam unser Bus dann auch, wie es sich so gehört, Polizeischutz der uns bis zum Parkplatz brachte. Vor wem hat man uns dort nur geschützt? Militante Jahn Ultras im Guerillas Einsatz? Oder wußten die Regensburger schon vorher, daß Offenbacher Fans nicht ohne Schutz die Straße überqueren können?

Ein Teil der Zugfahrer schafften es nur bis in die Kneipe und dort ließen sie es sich so richtig gut gehen. Trotzdem hatten es aber trotzdem so um die 250 Offenbacher bis ins Stadion geschafft. Erstmal eine  Wurst gekauft und dann das Spiel schauen. Allerdings kam mir da eine Patriots Gestalt dazwischen. Er lud mich zu einem Bier ein und da ich höfflich bin nahm ich dieses Angebot auch an. Leider war der Schoppe mal wieder alkoholfrei und deshalb frage ich mich auch heute, mit einem Tag Abstand, weshalb ich  trotzdem so viel davon getrunken habe?

Ich würde gerne mehr über das Spiel schreiben erzählen, aber so viel habe ich nicht gesehen, da am Bierstand mal wieder mehr los war als auf dem Spielfeld. Allerdings kann ich euch erzählen, daß der OFC in der 28. Minute durch einen Elfmeter von Barletta in Führung ging. Zuvor ist Naciri nach einem Trikotzupfen im Strafraum gefallen und der bei uns so beliebte Schiri Steinborn (remember Haching) zeigte auf den Elfmeterpunkt. Der OFC gefiel heute durch eine starke Abwehrleistung und einer hohen Kampfbereitschaft. Leider konnte der OFC sich im Laufe des Spiels nur selten vom Regensburger Druck befreien. Trotzdem war mir um einen Auswärtssieg nicht unbedingt bange. Wie aber jeder weiß gab es kurz vor Schluß noch einmal Elfer, leider für den Gegner. Auch wenn die drei Punkte greifbar waren, kam trotzdem des Unentschiedens keine Enttäuschung auf. Die Fans waren sehr zufrieden mit ihrer Mannschaft. Wer hatte auch vorher mit einem Punkt in Regensburg gerechnet? Ein früherer Tänzer, welcher nebenberuflich auch Fussballtrainer ist, hätte diesen Punkt einen "Bonuspunkt" genannt. Ich aber sage dazu einfach, es war ein sehr wichtiger Schritt in Richtung Klassenerhalt. Die gute Stimmung innerhalb der Mannschaft bleibt so  erhalten und wir können hoffen, das wieder Selbstvertrauen gesammelt wurde und der Klassenerhalt so frühzeitig klar gemacht werden kann.

Der Streu leistete sich übrigens eine Standleitung nach Regensburg. Da er, wegen eines Schachturniers, fehlte wurde ihm das Spiel über Waldis Handy live kommentiert. So ziemlich jeder im Bus hatte das Handy mal am Ohr und so bekam er wohl sehr viele exotische Stimmen zu hören. Vom fachmännischen Kommentaren bis zum einfachem "digidigdigidigdigidigdigdig" war alles vertreten. Die Telekom wird es auf jeden Fall gefreut haben.

Normalerweise wird ein Spielbericht mit dem Abpfiff des Spiels beendet, dieses mal aber nicht. Auf dem Weg zu den Bussen machten wir nämlich noch einen kurzen Abstecher in die Kneipe, wo einige Zugfahrer die Spielzeit verbrachten. Schnell noch zwei Bier getrunken und dann weiter zum Bus. Plötzlich war die Polizei in Panik. Sie sahen auf einer Brücke einen Selbstmordgefährdeten Kickers Fan, der sich in ihren Augen das Leben nehmen wollte. In Wirklichkeit war aber alles halb so schlimm. Es war doch nur der Fidel, welcher dem Alex von den Comebackern was erklären wollte und dafür ist er dann halt mal auf die andere Seite des Brückengeländers.

Zu diesem Zeitpunkt wußten wir aber noch nicht, daß wir noch einen Ausflug zum Regensburger Krankenhaus machen würden. Der lustige Marc hatte sich nämlich gedacht, er müßte seine lustigen Füße  unter ein lustiges Auto halten und sorgte somit ungewollt für eine lustige dritte Halbzeit. Also rein in den Bus und dann mit der ganzen Mannschaft, gell Ali, ins örtliche Krankenhaus. An der Information kurz nachgefragt "Hallo, wo ist den der lustige Marc?" und prompt kam die geforderte Information. "Geht`s hier in die Notaufnahme ...". Dort angekommen wurde er nach lauten Marc-Rufen auch sofort gefunden. Sein Alkoholkonsum wurde dort mit 1,9 Promillen gewertet, was ihn sichtlich stolz machte. Nach einigen Scherzen (Unterhosen des Kranken runterziehen oder den Kranken auf dem Bett gegen die Wand fahren) kam dann auch die Polizei  vorbei und berichtete, daß die lustigen Schuhe vom lustigen Marc beschlagnahmt werden müssen. Es stellte sich aber heraus, daß der lustige Marc einen Mittelfußbruch hatte und somit war auch der Polizei klar, der lustige Marc ist kein lustiger Simulant. Spötter sollten später noch gesagt haben, daß ein Mittelfußbruch gar nicht so schlimm wäre. Man hätte sich mal vorstellen sollen er hätte eine Leistenzerrung bekommen. Wie man bei unseren OFC-Spielern sehen kann, ist dies eine Verletzung welche fast unheilbar zu sein scheint. 

Da dies alles so lustig war zeigte ich mich auch mal spendabel und organisierte dem lustigen Marc einen lustigen Rollstuhl, denn das Laufen fiel dem lustigen Marc so natürlich nicht mehr so leicht. Danach mußte wir dann wieder alle aus dem Krankenhaus raus und der lustige Marc bekam seinen lustigen Gips. Direkt vor dem Krankenhaus war ein sehr lustiges Schauspiel zu sehen. Doktorspiele in allen Ecken. Doch das erste was ich sah, war der Anwalt, welcher auf einem Rollstuhl mit hohem Tempo runter in die Tiefgarage raste. Vor dem Bus wurden Fanclub Forever- Mitgliedern von Dr. Fidel der Blutdruck gemessen. Jeder zweite hatte eine Spritze in der Hand, welche wohl mittlerweile mit Schnaps gefüllt waren. Es spielten sich Szenen ab, die unvorstellbar waren und eigentlich ebenfalls in einen der nächsten Comics erscheinen müßten.

Nach zwei Stunden Krankenhausaufenthalt wurde dann endlich der lustige Marc auf seinem lustigen Rollstuhl von einem lustigen Krankenhauspfleger an den Bus geschoben. Kaum war er mit Krücken aufgestanden, setzte sich der Anwalt wieder in den Rollstuhl um sofort mit diesem rückwärts umzukippen. Der Krankenpfleger versuchte schnell zu helfen, doch der Anwalt fühlte sich recht wohl in dieser Sitzhaltung. Mich würde interessieren was der Pfleger über uns gedacht hatte ... Der lustige Marc bekam auf der Rückfahrt dann natürlich die lustige Rückbank vom Metzger zur Verfügung gestellt und so lag er da, unten rum nur mit einem Schlüpfer bekleidet, und sah zu wie die anderen sich durch seinen Unfall nicht davon abhalten ließen weiter zu feiern. Tinas Kassette wurde wieder eingelegt und weiter ging es. Glücklicherweise bin ich dann eingepennt und habe ziemlich lange geschlafen. Ich kann mich nur noch daran erinnern, das der Anwalt ca. ein halbe Stunde am Mikro war und sich ein heißes Duett mit meiner Kassette geliefert hatte. "Oh wenn die Oma blank ist" und "Lauf Oma Lauf" von Adam und den Mickeys wurde immer wieder gesungen. Aber irgendwann war dann wieder diese schlafstörrende Musik von Karel Gott, Rex Gildo oder Roy Black im Kassettenfach und der Busfahrer sang fleißig mit.

In Obertshausen muß es gewesen sein, als ich dann wieder zu mir kam und das erste was ich hörte war, das der Ali (Busfahrer) noch über das Mikro ein Lied aus seiner Heimat sang. Und mit diesem türkischem Hit war die Fahrt dann auch zu Ende. Total erschöpft ging es heim und schon eine Nacht später steigt schon wieder die Vorfreude auf die nächste Auswärtsfahrt. Hoffentlich wieder mit dem Ali ...

Tara