Bericht vom Spiel
Kickers Offenbach
Regensburg 1:1

Vor der Partie gegen Jahn Regensburg wartete die OFC-Fangemeinde seit immerhin vier Heimspielen auf den ersten Sieg ihrer Mannschaft am Bieberer Berg und auch diesmal standen die Vorzeichen nicht sonderlich günstig. Der Gegner wurde von Ramon Berndroth im Vorfeld als absolute Regionalliga-Spitzenmannschaft angekündigt und ein Blick auf die Regensburger Mannschaftsaufstellung bestätigte diese Einschätzung sofort. Namen wie Gospodarek, Keuler, Hanke und Schmidt kennt man eigentlich aus der ersten Bundesliga und so fragte man sich im Offenbacher Lager besorgt, ob die junge OFC-Mannschaft gegen diese Routiniers wohl gegenhalten könne. Erschwerend kam noch hinzu, daß die Partie mal wieder eines dieser ungeliebten Samstagsspiele war, verbunden mit der üblicherweise eher kleinen Kulisse und nicht besonders frenetischer Stimmung. Hoffentlich kapieren sie es im Präsidium bald, daß man sich viel stärker um Freitagstermine bemühen muß. Naja, immerhin hatten die Gegengeradenfans die Möglichkeit, einen der vielleicht letzten schönen Sonnentage dieses Jahres zu genießen und nochmal was für die Gesichtsbräune zu tun.  

Die Partie begann ziemlich vorsichtig, aber erfreulicherweise waren es die OFC-Jungs, die den Respekt zuerst überwanden und den Vorwärtsgang einlegten. Erfolgversprechende Aktionen wurden vor allem über die Flügel gestartet, wo Dexter Langen auf der linken Seite dreimal auf- und davonzog und auch Corrochano über rechts einige Vorstöße hatte. Was fehlte, war alleine die Präzision. Mal kam die Hereingabe zu nah aufs Tor und wurde Beute von Gospodarek, mal erwischte sie die mitgelaufenen Stürmer im Rücken, mal traf sie einen Verteidiger. Torchancen waren daher absolute Mangelware, vor allem die Angreifer Petry und Knappmann konnten sich nicht durchsetzen. Die größte Möglichkeit  entsprang einer Einzelleistung von Naciri, der den Ball an der Strafraumgrenze mitnahm, gekonnt zwei Gegner ausspielte und plötzlich frei vor dem Torhüter auftauchte. Überraschend wohl auch für ihn selbst und so schossen ihm wohl einige Gedanken gleichzeitig durch den Kopf. Abziehen, schlenzen oder auf den mitgelaufenen Mitspieler querlegen ? Zu viele Gedanken für den Bruchteil einer Sekunde und so kam es, wie es kommen mußte, und Naciri hämmerte den Ball zwischen Tor und Mitspieler hindurch ins Aus. Wenn auch nichts Zählbares herausgesprungen war, gab es zur Halbzeit doch einigen Applaus für die OFC-Akteure, denn immerhin hatten sie den Favoriten deutlich beherrscht und ihm keine wirkliche Tormöglichkeit erlaubt. Auch nach dem Wechsel ging es in diesem Stil weiter. Der OFC bemüht, jedoch ohne die nötige Durchschlagskraft, Regensburg sehr defensiv agierend, höchstens mal durch einen Konter in die gegnerische Hälfte vorstoßend. Der enttäuschende Michael Petry, an dem das Spiel völlig vorbeigelaufen war, wurde nach knapp einer Stunde ausgewechselt und unter dem Jubel der Zuschauer durch unser Offensivtalent Christian Müller ersetzt. Müller zeigte von Anfang an, daß seine Einwechslung berechtigt war und beteiligte sich dynamisch an den OFC-Angriffen.

Es dauerte nicht lange, da tauchte er in der Angriffsmitte auf, bekam prompt den Ball zugespielt und setzte sich gegen die Abwehr durch. Die düpierten Gegenspieler wußten sich mit fairen Mitteln nicht mehr zu helfen, nahmen Müller in die Zange und so ertönte zur Freude der OFC-Fans der Elfmeterpfiff. Patrick Falk, dem die gerade überstandene Verletzungspause deutlich anzumerken war, schnappte sich den Ball, schickte Gospodarek in die linke Ecke und traf zum 1:0 rechts ins Tor. Gut eine Stunde war gespielt. Würde die Kondition reichen, um gegen die sicherlich jetzt offensiv werdenden Regensburger den so wichtigen Vorsprung über die Zeit zu retten ? Nach nur wenigen Minuten gab’s den befürchteten Rückschlag. Mounir Zitouni hatte sich in der ersten Halbzeit eine saublöde Gelbe Karte eingefangen, weil er Regensburgs Torwart Gospodarek, der den Ball abgefangen hatte, beim Zurücklaufen attackierte. Jetzt war er also vorbelastet und dennoch ging er ziemlich ungestüm in den Zweikampf mit seinem Gegenspieler, der auf rechts vorbeigegangen war und nun von Zitounis Fuß getroffen durch die Luft segelte. Der Pfiff ertönte und die Gelb-rote Karte folgte. 10 gegen 11 ! Das muß kein Nachteil sein, diesmal aber ging es schief. Regensburg erkannte die Chance sofort, nutzte die Verwirrung in der Offenbacher Abwehr und glich aus. Ein schneller Vorstoß über links, eine scharfe flache Hereingabe und Barletta lenkte den Ball ins eigene Tor. Noch fast 20 Minuten waren zu spielen und trotz der bis dahin deutlichen Überlegenheit des OFC schien nun alles auf eine Niederlage hinauszulaufen.

Aber weit gefehlt, denn Offenbach rannte mit dem Mute der Verzweiflung an. Knappmann wurde steil geschickt, hängte den Gegner ab und lief auf den herausstürzenden Gospodarek zu. Jetzt wurde die fehlende Erfahrung deutlich. Anstatt früher zu schießen oder dem hinterher hechelnden Gegner den Weg abzuschneiden, verhaspelte sich unser Nachwuchsstürmer etwas, wurde noch eingeholt und vor dem krönenden Abschluß fair vom Ball getrennt. Doch damit nicht genug. Kurz ausgeführte Ecke von links, Christian Müller schnappt sich den Ball und flankt auf Dworschak. Dessen Kopfball geht nur um Zentimeter am langen Pfosten vorbei. Dann der Hammer in der letzten Minute. Paß auf Knappmann, der stoppt den Ball, dreht sich um den Gegenspieler und will abziehen, als ihm der Verteidiger voll in die Parade fährt: Vielleicht fällt Knappi etwas zu spektakulär, aber ein Elfer war es ganz sicher ! Hilft alles nix, der feige Schiri traut sich nicht, einen zweiten Elfmeter für den OFC zu geben. Lieber läßt er sich nach dem kurz danach erfolgenden Schlußpfiff mit Bier überschütten und mit Stadionheften bewerfen. Selbst schuld !  

Was bleibt also festzuhalten ? Sicherlich war es kein berauschendes Spiel, die näher rückende Abstiegszone sorgt für Besorgnis und unserer Truppe wurden einmal mehr die Grenzen aufgezeigt. Dennoch läßt die Überlegenheit gegen Regensburg, selbst nach dem Ausgleich und in Unterzahl, für die Zukunft hoffen. Die Möglichkeiten müssen realistisch eingeschätzt werden, mehr als ein Platz im Tabellenmittelfeld ist diesmal nicht drin. Dieser sollte aber zu schaffen sein und mit zunehmender Routine unserer jungen, zweifellos talentierten Spieler ist mit manch positiver Überraschung zu rechnen.

 

Bericht: MK

Bilder: Tara, der Engel und der Bengel