Bericht zum Pokalfinale
SV Wehen – Kickers Offenbach 2:3
Ein
Endspiel in Rüsselsheim hat es schon lange nicht mehr gegeben, für mich schon
überhaupt nicht und wenn dann auch noch die Kickers beteiligt sind wird die
Sache interessant. Kickers Offenbach gegen SV Wehen
lautete die Endspielpaarung im Hessenpokal 2003 und etwa 2500 Zuschauer wollten
diesem Spiel beiwohnen. Doch zuerst der Reihe nach. Nachdem ich aus Zeitgründen
nicht mehr die Fahrt zum Offenbacher Ostbahnhof antreten wollte, entschloß ich
mich direkt von meinem „Höchststrafenarbeitsplatz“ in Dummstadt nach Rüsselsheim
zu fahren. Das Wetter spielte mit und die Uhr zeigte erfreuliche 16:05, ab in
das Auto und mit Vollgas nach Rüsselsheim. Warum ich so schnell fuhr kann ich
auch nicht mehr sagen, die Autobahn war frei und so erreichte ich den
Stadionparkplatz in etwa 20 Minuten. Vielleicht war es die Vorfreude auf den
ersten Pokalschoppen im Stadion, doch daraus wurde nichts, denn die Tore blieben
erst einmal für Kickersfans geschlossen. Nur SV Wehen und Sitzplatz,
Kickersfans ab 17:00. Na Prost und Mahlzeit, da hätte ich mir auch ein wenig
mehr Zeit lassen können, aber so konnte ich jedenfalls einen auf Gemütlich
machen und mir ein schattiges Plätzchen suchen. Zwischenzeitlich kam auch unser
Coach Berndroth in das Stadion gefahren, nach einem kleineren Gespräch mit den
Ordnern wußten diese daß es wirklich der Trainer vom OFC ist. Pünktlich
wurden die Tore geöffnet und die mittlerweile 100 Kickersnasen betraten das
Stadion. Ab an den Bierstand und erst mal ein kühles, frischgezapftes
Warsteiner genießen. Pfui und Spinnenfurz, was war denn das für eine Brühe
die hier ausgeschenkt wurde ? Sofort wurde klar, daß die ersten 10 gezapften
Schoppen schon lange in der Leitung standen, mit Erfolg wurde ein frisches Pils
eingeklagt. Langsam füllte sich das schöne Stadion am Sportpark und auch die
Bratwürste bekamen die ersehnte Bräune und waren durchaus genießbar. Unsere
Jungs wärmten sich auf, die Fans belegten ihre Plätze und los ging es, um den
Pokal, die Ehre und natürlich um die 50.000 Mücken die für das Erreichen der
1.DFB-Pokalrunde ausgelobt wurden. Als ob die Taunussteiner in der nächsten
Saison keinen Sponsor haben, legten diese los wie von der Tarantel gestochen um
die Kohle sicher nach Hause zu bringen. In vielen Belangen dem OFC überlegen,
befürchtete man schon das Schlimmste und nach 15 Minuten sah es nicht so rosig
für unseren OFC aus. Einige Male kamen die Taunussteiner gefährlich vor das
Tor und es ist der Hintermannschaft und unserem Goalie zu verdanken gewesen, daß
noch nichts anbrannte. Wie aus heiteren Himmel fiel dann das 1:0 für den OFC in
der 18 Minute durch Fossi, nach einer Ecke durch Corrochano köpft er
ungehindert zur Führung ein. Wieder mal ein Standart, aber was soll’s
Hauptsache in Führung liegend. Man war noch gar nicht mit dem Jubeln so richtig
fertig,
da zappelte bereits ein Ei in den Maschen der Kickers. Was war passiert ?
Irgendwie kamen die Wehener nach dem Anstoß vor das Offenbacher Tor,
keiner bekam die Hulla weg und Bunzenthal kickt aus 10 Metern an Thier vorbei,
zum 1:1 Ausgleich. So ein Mist, die Stimmung war plötzlich weg und Wehen drückte
weiter auf das Gaspedal. Zwangsläufig fiel das 2:1 für unseren Gegner, nach
einem Standart und erneut war die Hintermannschaft nicht auf dem Posten. Ecke
durch einen Weißen und Da Silva nickt die Kugel in unsere Maschen.
Scheibenkleister dachte ich, denn die Stimmung erreichte einen Tiefpunkt. Nur
noch schnell in die Pause, sonst gibt’s vor dem Wechsel noch ein drittes
Osterei, der Schiri hatte ein Einsehen und pfiff pünktlich ab. In der
Halbzeitpause wurde eifrigst diskutiert, ob die Kickers nicht wollen oder können,
ein Bier und 2 Bratwürste später ging es in die zweite Halbzeit. Oh je,
gleiches Stadion, gleiches Spiel, der SV Wehen machte erneut Druck und man hatte
fast das Gefühl die Halberger würden mehr Spinat als unsere Jungs futtern.
Aber dann kam die Wende in der 50ten Minute. Eine 100%ige Torchance konnte der
sonst killermäßige Ben Neticha nicht nutzen, frei vor unserem Keeper muß die
Kugel einfach im Netz zappeln aber Cesar leitet mit einer großartigen Parade
die Wende im Spiel ein. Als ob ein Hebel umgelegt wurde kämpften die Kickers plötzlich
wie in alten Tagen und es wurde nach Vorne gespielt. Es entwickelte sich ein
sehr munteres Spiel und die Kräfte der Wehener ließen langsam nach. Nach einer
Stunde Spielzeit dann der ersehnte Ausgleich. Erneut eine Ecke für den OFC,
Corrochano haut das Ding genau vor das Tor, die Hulla wird irgendwie verlängert
und irgend ein schwarzes Knie juckelte den Ball über die Linie. Riesenfreude
beim OFC und Anhang, da war es plötzlich ganz egal wer denn nun der Torschütze
gewesen ist. Ich legte mich auf Kaba fest, sollte mich aber irren, denn der
Treffer wurde unserem Dexter Langen gutgeschrieben. Nun ging es auf und ab und
die Kickers bekamen nicht nur die zweite, sondern auch die dritte Luft.
Technisch eher verhalten aber mit einem großartigen Einsatz rappelte es dann
zum dritten Mal im Taunustor. Erneut durch ein Eckball vorbereitet bekommt unser
Rückrundenstürmer Barletta irgendwie die Kugel vor die Flinte und läßt nicht
lange mit sich fackeln. Ein Schuß, ein Tor und das Stadion bebte. 3:2 für den
OFC und nach meiner Uhr noch 5 Minuten zu spielen, auch wenn mein Nachbar Stock
und Bein schwörte es wären noch mindestens 12 Minuten. Er sollte Recht
behalten aber es änderte nichts daran, daß die Kickers das Ergebnis über die
Zeit brachte. Abpfiff, Sieg
und eine 60-minütige Party war auf dem Rasen angesagt. Jede Menge Bier floß
durch die Kehlen und vor Heiserkeit brachte so mancher kein Wort mehr heraus.
Als krönender Abschluß wurde noch der Spielerbus von einigen Fans eskortiert
und einige Offizielle mit kühlen Schoppen versorgt. Die Rückfahrt über wurde
dann noch im Auto bei „Europapokal“-Gesängen gefeiert, und es ging zu später
Stunde noch in den Strandbus um die Stimmung zu konservieren. Ein wenig wurde
gefachsimpelt, ein wenig getrunken und abschließend noch der Kumpel nach Hanau
gebracht. Na klar es war schon nach Mitternacht und somit war mit der S-Bahn
Essig. Müde erschöpft aber total happy setzte ich mich zu Hause erst einmal
vor die Flimmerkiste und schmiß den Videotext an. Seite 202, ein kleiner unpersönlicher
Bericht über den Pokalsieg und da glaubte ich es erst wirklich. Berlin, Berlin,
wir fahren nach Berlin. Über München, Freiburg oder die Geflügelzüchter ist
mir eigentlich egal, Hauptsache wir holen noch einen Pott. Aber diesen bitteschön
in der Hauptstadt.
( Bericht: De Bertl aus de Kurv Fotos: Tara und Ozzy )