SC Pfullendorf - Kickers Offenbach 2:3
Die
Vorzeichen hätten nicht besser sein können zu unserer letzten Auswärtsfahrt
in dieser Saison, eine Kaffeefahrt in den Linzgau nach Pfullendorf und das an
Pfingsten bei schönem Wetter mit dem Klassenerhalt im Rücken. So trafen sich
die Unerwegten zwischen
7:00 - 7:30 an der Buswendeschleife um mit dem Goude-Bus neue Gipfel zu
erklimmen und eine Spaßfahrt in Richtung Bodensee zu haben. Sichtlich noch müde
zur unchristlichen Stunde, waren die Anwesenden froh als der Bus pünktlich zur
Abfahrt erschien. Kein Vergleich zum Erfurttrip als man in sengender Hitze 90
zusätzliche Minuten auf dem Parkplatz gegrillt wurde. Außerdem versprach der
Bus doch einiges, handelte es sich um ein Luxusgefährt der Marke Neoplan mit
Fernseher, Navigation und vielem Schnickschnack drum und dran.. Gut gelaunt
wurden die Plätze eingenommen und das Gefährt setzte sich zu unserem Erstaunen
noch vor dem Mannschaftsbus in Bewegung. Ätsch, sollen wir doch auch mal vor
dem Team ankommen, so oft kam das ja in dieser Saison nicht vor. Nach einer
netten Begrüßung durch die Reiseleitung wurde uns bereits kurz nach
Fahrtantritt eine Kaffeepause in Aussicht gestellt und mit dem Hinweis, daß es
sich um einen Luxusreisebus handelt, wurden wir gebeten den Bus in dem gleichen
Zustand zu verlassen wie wir ihn betreten hatten. Kein Problem dachten wir alle,
denn schließlich wollten wir ja eine stressfreie Kaffeefahrt haben und waren
obendrein noch recht müde. Nach einem kurzen Stop an der Autobahnraststätte
Alsbach wurde uns schließlich vom Fahrer das Reisekonzept näher gebracht. Alle
2 Stunden gibt's eine Pause und dann sind wir mehr als pünktlich in
Pfullendorf. Ich bin zwar kein Mathematiker aber das klang durchaus plausibel
und der Blick auf den Navibildschirm beruhigte ungemein, denn dort wurden die
aktuellen Fahrinfos eingeblendet. Voraussichtliche Ankunftszeit gegen 12.00, da
kann der ein oder andere Stop sicherlich nicht schaden und so glitt das
Edelgeschoss sanft über die Autobahn in Richtung Karlsruhe. Wie es halt so ist
wenn alles perfekt zu laufen scheint, kam dann eine
Reisephase die ich wohl nie im Leben vergessen werde. Hinter dem Karlsruher
Dreieck in Richtung Pforzheim, schien es als ob der Bus an Geschwindigkeit
verlieren würde, nein er wurde nicht nur langsamer, es schien als ob das Gefährt
ein Nickerchen auf der Piste einlegen wollte. Der Bus verlangsamte konstant von
90 Sachen auf 5 Schneckenkilometer, rechnet es nicht aus das habe ich bereits
getan, wir fuhren nur noch mit 6% Leistung und das bergauf. Leichtes Entsetzten
kam auf und besonders mein Hintermann zur Linken tendierte zur Panik. Was war
denn nun da wieder los, Zucker im Tank oder hatte der Fahrer nur den Mofaführerschein
? Über die Lautsprecheranlage kam die Anweisung alle Handys auszuschalten, ein
mobiles Telefon geriet in den Verdacht die Bordelektronik zu stören und sofort
drückten schätzungsweise 15 Daumen das ominöse Knöpfchen. Und tatsächlich
gewann der Bus an Fahrt, freut Euch aber nicht zu früh,
denn es ging abwärts in eine Senke und da kann man auch locker ein Auto
ohne Motor auf Hochgeschwindigkeit bringen. Die nächste Steigung stand an und
erneut ruckelte und zuckelte es durch unseren Bus, der Kriechrekord von
Schwertransportern wurde bereits eingestellt, es war so extrem frustrierend, da
sitzt man in einem Nobelgefährt und links von dir zischen nur so die
Hollandkonserven vorbei. Kurz hinter Pforzheim überholte uns dann der
Spielerbus, die OFC-Fanautos und eigentlich alles was mehr als ein Rad hatte. Es
folgte die Phase der Kurzzeitstopps, jedoch ohne Resultat, der Fehler war
einfach nicht auszumachen. Auch
der Wechsel der Musikkassette brachte nichts, jedenfalls war am Rasthof
Sindelfinger Wald erst einmal Schluß, ab in die Parkbucht und den Motor aus.
Ein Ersatzbus wurde angefordert, voraussichtliche Zwangspause etwa zwei Stunden
und somit Zeit für ein zweites Frühstück, das waren die Infos mit denen man
in Richtung Gasthaus verabschiedet wurde. So wartete man auf die Dinge die da
kommen sollten, einige von uns bestellten eine Kleinigkeit zu essen, andere
wollten sich einfach nur hinsetzten, so richtig glauben konnte es eigentlich
keiner und es wurde bereits spekuliert ob man Pfullendorf überhaupt noch
erreichen würde. Plötzlich kam Bewegung in die Sache, die Schäfchen wurden
nach nur 15 Minuten eingesammelt und der Bus in Bewegung gesetzt. Was war
Passiert ? Nun anscheinend wurde der Fehlerspeicher der Bordelektronik gelöscht
und alles schien behoben. Tatsächlich gewann unser Bus an Fahrt und das an
einer Steigung, fast 100 Km/h Spitze in der Ebene und ein Glücksgefühl bei
allen Beteiligten. Es ging wieder vorwärts, da konnte uns die Nachricht des
Busfahrers auch nicht stören, es müsste noch mal ein kleiner Check in der
Neoplan-Servicewerkstatt durchgeführt werden. Das lag eh an der A81, somit auf
unserem Weg nach Pfullendorf und so erreichten wir weitgehend problemlos die
Werkshalle von Neoplan in Herrenberg. Alle Mann raus aus dem Bus, ab in den
Schatten oder in die Wiesen gelegt bei Sonne pur. Ein Meister kam sofort
angedackelt, samt Gesellen mit Werkzeugwagen und der Check wurde durchgeführt.
Ich war nicht so optimistisch wie die anderen und stellte mich genau wie die Oma
an die Eingangshalle um zu sehen was die Brüder da an unserem Bus so
schraubten. Das Kopfschütteln des Meisters ließ mich erzittern, erinnerte mich
das doch an die Inspektionen an meinen Wagen, wenn aus geplanten €250,- locker
das Doppelte werden. Es folgte ein Test nach dem anderen, vom Wechsel des
Dieselfilters bis hin zum Extremcheck der
gesamten Bordelektronik. Das was keine Lappalie das war eine Katastrophe und ein
Ende der mittlerweile begonnenen Reparatur nicht in Sicht. Ausgehungert,
ausgedurstet und ohne Perspektive auf ein rechtzeitiges Erscheinen im Linzgau
standen, saßen und lagen wir da, auch mein Magen knurrte und weit und breit
keine Gastronomie zu sichten. Da wurde aus der Not eine Tugend gemacht, die
Werkshalle kurzum zum Wasserhäuschen umfunktioniert, Kollege Lechner bediente
aus dem Bus heraus die Würstchen, Frikadellen und das Bier und vor dem Eingang
bildete sich eine kleine Schlange. Längst wurde die Halle zu unserer zweiten
Heimat, mitten zwischen Bussen und PKW’s wurden die Schoppen gezischt und der
Geruch von frischer Autopolitur war auch nicht gerade unangenehm. Nach unendlich
langer Zeit gab es dann grünes Licht zum erneuten Einsteigen in den Bus und der
reparierte Bus setzte sich erneut in Bewegung. Ja, Ja, Ja, wir würden es noch pünktlich
schaffen, der Herrgott hatte ein Einsehen. Raus aus der Werkshalle und in
Richtung, ja nun wohin denn ? Der Bus fuhr in die falsche Richtung und unser
Busfahrer, vorher ein Gesicht wie ein Kinderpopo, hatte plötzlich einen
Vollbart. Was war denn nun schon wieder los. Die Antwort war so simpel wie
banal, die ganze Busladung wurde zur technischen Probefahrt der Firma Neoplan
eingeladen. Ich war am Ende. Zum Glück wurde die Testfahrt auch bald beendet
und der Fahrerwechsel eingeleitet. Volle Pulle ging es jetzt ab nach Pfullendorf
und unser Fahrer schonte das Vehikel nicht. Die letzten 30 Kilometer über
diverse Kleinstraßen gedonnert erreichten wir das Stadion noch mehr als pünktlich
vor dem Anpfiff und machten uns auf dem Weg um das Schwimmbad herum zu unserem Gästeblock.
Brav und artig wurde der Einlass bezahlt um festzustellen, dass hier irgendetwas
nicht stimmte. Richtig, die Getränkebude war noch geschlossen und wir standen
in der Kurve mit dem höchsten Sonnen- und wenigsten Schattenanteil. Wollten die
Verantwortlichen wirklich, dass wir alle in das Krankenhaus wegen Wassermangels
eingeliefert werden, oder wie konnte man die verschlossene Bierbude im Stadion
verstehen ? Eventuell lag es daran dass man auf eine Mindestanzahl von Gästefans
wartete, denn als so um die 40 OFC’ler im Stadion waren öffnete sich das
Holzfenster und es gab leckere Getränke von Afri über Bluna
bis hin zum Halben für schlappe €2,00.. Auch die Würste machten einen sehr
guten Eindruck und so konnte man wenigstens mit der Verpflegung vollauf
zufrieden sein. Dann pünktlich um 15:00 pfiff der Schiri an, das Spiel begann
recht locker entwickelte sich aber zu einem ganz ansehlichen Kick. Die
Pfullendorfer in Rot und die Kickers in Blau wollten den Zuschauern wohl zeigen,
daß man auch ordentlich spielen kann wenn es um nicht mehr so viel geht und so
schaute der verdutzte Besucher doch mehr auf den grünen Rasen als zum Bier und
Würstchenstand. Überraschend stand es urplötzlich 1:0 für Pfullendorf,
Magdic bejubelte seinen Treffer in der Linzgaukurve und bedankte sich bei seinem
Mitpieler für die schöne Vorlage. Keine 5 Minuten erfolgte der Ausgleich, vor
den Augen der Kickersfans wurde Knappmann zu Fall gebracht, das ganze im
Sechzehner und ein Elfer für den OFC die logische Konsequenz. Saridogan schoß
die Kugel überlegt am Pfullendorfer Keeper vorbei und wir alle bejubelten den
Ausgleich. Es gab zwar noch ein paar schöne Aktionen hüben wie drüben, aber
das Sommerwetter und das kalte Naß an der uns zugewiesenen Hälfte der
Gartenbude ließ uns den Halbzeitpfiff herbeisehnen. Überraschend nahm man die
Halbzeitresultate auf den anderen Plätzen zur Kenntnis, die Tendenz daß unsere
Kontrahenten aus der Wissenschaftsstadt absteigen sollten war klar erkennbar.
Wiederanpfiff und auf zur zweiten Halbzeit im Waldstadion war bei uns angesagt
und es folgte eine etwas stärkere Pfullendorfer Mannschaft mit sehr guten
Aktionen, aber die Kickers hielten tüchtig dagegen. Dann
stand uns zweimal innerhalb von 20 Minuten das Aluminium zur Seite,
innerhalb dieser Zeitspanne fielen aber 3 Tore. Das 2:1 für den SCP durch Römer
und dann innerhalb von 90 Sekunden der Doppelschlag von Dworschak. Ein 3:2 auf
fremden Platz, das gab es in dieser Saison bisher nur in Rüsselsheim und dort
holten wir den Pokal. Es brannte auch nichts mehr an, der Abpfiff erfolgte und
die schätzungsweise 120 Kickersfans standen am Zaun um die Mannschaft zu
verabschieden.. Leider gab es keine Trikots für die Treuen der Treuen, sogar
Frischgezapfte wurde ausgeschlagen, für einen letzten Spieltag ein wenig
traurig, aber das sollte unsere Freude über den Sieg nicht schmälern. Die
ersten Fans wanderten zum ihren Autos zurück, unsere Busabfahrt war erst 45
Minuten nach Abpfiff geplant. Genug Zeit sich noch Einen im Gartenlokal vor dem
Stadion zu genehmigen und den Tag Revue passieren zu lassen. Doch man soll den
Tag nicht vor dem Abend loben, denn mittlerweile spielte sich in der Nähe des
Spielerbusses eine
unbeschreibliche Szene ab. Unser Kasper, Kassierer und Mitorganisator auf
unserer Busreise klagte über heftige Schmerzen im Rücken, die Einsatztruppe
des Roten Kreuzes Pfullendorf diagnostizierte einen Bandscheibenvorfall und
ordnete eine Einweisung in das Pfullendorfer Krankenhaus an. Untersuchen, Röntgen
und eventuell eine Spritze in den Allerwertesten konnte unmöglich hier vor Ort
vorgenommen werden. Vor mir lief ein Film ab und ich erinnerte mich an ein Spiel
in Regensburg, wo einer unserer Fanbusse einen Zwangsstopp am Krankenhaus
einlegen mußte. Ab mit dem Patienten in das Krankenhaus, allerdings ohne unsere
Begleitung, wir durften in der Zwischenzeit den Biergarten, die Stadionkneipe
und einige sogar das Gönnerzelt des Sportclubs stürmen. Es wurde mehr als nur
Smalltalk zwischen den Einheimischen und uns gepflegt und neben einigen Freibier
gab es auch Souvenirs in Form von Pfullendorfern Bierdeckeln mit dem Spielplan
der Rückrunde. Fanbecher wurden ganz legal beim Wettsaufen mit Linzgauern
gewonnen ( 0.5 Liter in weniger als 7 Sekunden ) und die Stimmung war absolut
bestens. Nach schätzungsweise 1 ½ Stunden kam dann das Signal zum Aufbruch und
wir durften zum Pfullendorfer Krankenhaus fahren. Abgeschirmt wurde der Kasper
vom Krankenhauspersonal entlassen, ein Mannschaftsbus der Grünen stand parat um
häßliche Szenen zu vermeiden. Gab es einen heißen Draht zwischen dem Klinikum
in Regensburg und der hiesigen Anstalt ? Wußte man um die Gefahren Bescheid
wenn Offenbacher Fans Doktorspiele veranstalten ? Wir bekamen keine Antwort auf
unsere bohrenden Fragen, ich jedenfalls holte den Patienten vom Eingang ab, der
mir weder fidel noch fitgespritzt aussah. Auf Anweisung von einem Weißkittel mußte
dann die Rückbank im Bus leergeräumt werden, der Trötenmann und die Oma hatte
ein Einsehen, simuliert doch der Kasper nicht wie andere Fans. Der Liegeplatz
war hergerichtet und endlich konnten wir uns auf den Weg nach Hause machen, in
der Hoffnung keine größere Zwangspause einlegen zu müssen. Zwischenzeitlich
waren sämtliche alkoholfreien Getränke geleert worden, Mischgetränke
ebenfalls und auch der vom Lutz favorisierte Äppler war nicht mehr vorhanden.
Relativ ruhig verlief zum Glück die Rückfahrt, ein kleinerer Stopp wurde in
der Nähe von Stuttgart eingelegt und dann ging es stracks nach Hause an den
Berg. Eine Verlosung im Bus wurde noch abgehalten und wie durch Zufall gewann
der Kasper ein Kuscheltier und die Brigitte sowie der Heinz von den Traktoren
einen Storch. Ob da Kollege Zufall zugeschlagen hatte ? Gegen 23:30 stoppte der
Bus an der Wendeschleife und nach 16 Stunden Auswärtstour was so ziemlich jeder
K.O. Da nutzte es auch nichts daß noch ein Gerücht die Runde machte, der Heinz
hätte im Strandbus gute Suppe für uns parat, ich wollte nur noch nach Hause
und nutzte den freien Montag zum Ausschlafen. In jedem Fall freue ich mich aber
auf die neue Saison und dort besonders auf die Auswärtsfahrten, die immer eine
oder mehr Überraschungen für uns parat haben.
Bericht:
De Bertl aus de Kurv
Fotos: Tara, Engel und Ozzy