Bericht vom Spiel

Kickers OffenbachSpvgg. Unterhaching 2:3

 

Kickers gegen Haching, damit verbinde ich den schwarzen Freitag, einen der Tiefpunkte der Kickers. Eine Kickersnase rennt auf den Platz und tritt unserem Gramminger in den Allerwertesten, später gehen Scheiben zu Bruch. Ähnliches sollten wir auch heute erleben, später mehr dazu.

Warmmachen war wieder unter der Eiche angesagt, wer weiß, wie oft das noch geht. Die ersten Stimmen werden laut, dass der Kult aufgrund der hohen Besucherzahlen zum Ausverkauf verkommt. Noch stimmt man sich dort ein, genießt kulinarische Gedichte und lernt sich kennen. Vorbeifahrende stinkefingerzeigende Gästefans tragen zur Heiterkeit bei.

Beim Einlass ins Stadion musste ich mich mal wieder über so einen dämlichen Security-Heini ärgern, der mich total schwul anbaggerte, obwohl ich ihm schon alles entgegenhielt, was meine Taschen beinhalteten. Die Stehtribüne sah sehr gut gefüllt aus, so dass mir später ob der verkündeten 5.076 Zuschauer nur ein müdes Lächeln entfleuchte.

 

 

 

 

 

Nach kurzem Genuss des Aromas von männlichen Körperflüssigkeiten unter Waldemars Tribüne gings in Block Zwo, gerade noch rechtzeitig, um die Hachingfans mit einem Anti-SGE-Transparent schleimen zu sehen. Ca. 80 hatten den Weg aus der Münchner Vorstadt nach Offenbach gefunden. Respekt, so sieht das also bei einem Ex-Bundesligisten aus!

Die Kickers begannen mit dem Gyros-Bomber Christos Kagiouzis anstelle des verletzten/erkrankten Falk, ansonsten der KSC-Startelf. Schade, dass Falk unpässlich war, brachte ich doch hauptsächlich ihn mit den neuen Kickers in Verbindung. Schade auch, dass Christian Müller nicht mal eine Chance von Spielbeginn an erhielt.

Unterhaching mit erfahrenen Kräften. Die - Straube, Zimmermannn, Copado, Seifert, Grassow und Djappa - haben teilweise vor 15 Monaten noch Bundesliga gekickt! Nachdem der Respekt voreinander verflogen war, wurde schnell klar, dass die Hachinger das Zepter in der Hand hatten. Der OFC spielte mal wieder so, wie wir es nicht sehen wollen, die Bayern bestimmten das Spiel, waren uns technisch total überlegen.

Auch körperlich schienen uns die Bayern überlegen, sie spielten routiniert, während unsere Kickers die Form vom Pokalspiel suchte. Schon nach einer Viertelstunde schlägt es ein: Flanke auf Djappa, Barletta verliert den Zweikampf und der verlängerte Ball erreicht Zimmermann, der den Ball ins Tor drischt. Irgendwie haben die Kickers in den letzten Spielen die ersten Minuten nicht mehr im Griff!

Haching spielt nun meistens in der eigenen Hälfte den Ball hin und her, wollen die Kickers nur zu gerne auskontern und deuten dies auch mehrere Male beeindruckend an. Schon in dieser Phase sorgt Schiri Edgar Steinborn immer wieder mit merkwürdigen Entscheidungen gegen die Kickers für Aufsehen und sorgt so ungewollt für Stimmung, die vom Spiel her niemals aufgekommen wäre.

Erst kurz vor der Halbzeit kam der OFC einigermaßen ins Spiel, doch Herr Steinborn erstickte jeden Keim der Hoffnung aller Kickersfans schon im Ansatz, pfiff alles was nur ging für Haching, so dass man sich getrost Richtung Offenbacher Haus losmachen konnte.

Nach der Halbzeit kamen nun Knappmann und Christian Müller für Kagiouzis und den enttäuschenden Saridogan ins Spiel. Diese zwei sollten für mächtig Aufruhr sorgen, doch die Wende musste wohl die Standpauke des Ramon Berndroth gewesen sein! Denn von nun an sahen wir eine andere Kickers. Er schien ihnen gesagt zu haben, dass unsere Stärke der Schiri ist, der uns immer mehr benachteiligte. Je mehr uns der Schwarzkittel abpfiff, desto mehr Einsatz und Kampf warfen die Unseren nun in die Waagschale.

Der OFC machte nun endlich Druck und erarbeitete sich Torchancen. Knappmann war gleich auffällig, setzte jedem auch noch so aussichtslosen Ball nach. Petry kam plötzlich besser ins Spiel. Christian Müller bearbeitete die rechte Seite und brachte das Publikum des öfteren in Wallungen.

Unterhaching jedoch blieb stets gefährlich. Es erschien mir so, als wäre es ihnen nur Recht, dass die Kickers nun endlich ihrerseits Dampf machten und versetzten sich auf brandgefährliche Konter. Aber die Mannen vom Bieberer Berg erarbeiteten sich nun endlich Torchancen und schraubten so die Stimmung im Stadion immer höher.

Block Zwei treibt den OFC nun nach vorne. Mitten in die Drangphase einer dieser gefährlichen Konter. Ein Hachinger frei vor Thier und fällt. Luftanhalten in ganz Offenbach, eigentlich Elfmeter, doch der schlechte Schiri streckt den Arm zur Mitte! Glück gehabt! Eine von zwei Entscheidungen für den OFC!

Nun kam die Zeit von Dexter Langen, der nun auf der linken Seite für Aufruhr sorgte, eine seiner Flanken wäre beinahe ins lange Eck der Hachinger gefallen. Der OFC drückt wie Sau und mitten rein plötzlich und unerwartet das 0:2. Geht Zackzack, ein Traumpässchen nach links auf Straube, der hält am 16er einfach drauf und Thier sieht nicht gut aus, direkt über ihm schlägt der Ball im Netz ein! War aber auch schon ne Granate!

Nur zwei Minuten später stellen wir die alten Verhältnisse wieder her: Ein Eckball hat ein Gestochere zur Folge, Petry bekommt den Ball und nimmt sich ein Herz. Rechts oben ballert er die Kugel ins Netz! Spätestens jetzt rastet der Bieberer Berg aus! Es folgt eine elfmeterreife Szene mit Langen, der Schiri lässt weiterspielen und zieht sich Unmut zu.

Der Ausgleich lag nun in der Luft. Gleichzeitig fing nun aber Schiri Steinborn dermaßen an zu spinnen, dass sich schon mein Bruder über mich beschwerte, da ich ihm jedes Mal bei einer Fehlentscheidung aus Wut auf die Schulter gehauen habe. Ich steckte von nun an meine Fäuste in die Tasche und sah, wie Edgar Steinborn Mounir Zitouni eigentlich schon vom Platz stellen wollte.

Zitouni brachte den fallsüchtigen Copado zu Boden und Steinborn nestelte nervös an seiner Trikottasche rum. Die Überdachte spielte verrückt, buhte und pfiff was nur ging! Steinborn ging nun das Fracksausen und er ließ die Karten, die Gelb/Rot bedeutet hätten, lieber stecken. Gegenstände flogen erstmals auf den Platz, aufgebrachte Fans bestiegen den Zaun!

Eckbälle wurden uns von nun an verweigert, der Schiri deutete nur noch auf Abstoß, was die Stimmung nur noch immer weiter aufheizte. Petry wird im Strafraum ganz klar zu Fall gebracht, doch der Schiri wollte es nicht sehen. Kurze Zeit später ein Rückpass auf Thier, der Brasilianer tanzt einen Bayern aus und wird von diesem übel umgemäht, für mich Minimum Dunkelgelb, Steinborn scheint zu sagen, wir sollen froh sein, einen Freistoß zu bekommen.

Auf den Rängen eskaliert es nun immer mehr. Die Mannschaft wird nun wirklich nach vorne gepeitscht! Die Hachinger können sich nicht mehr befreien, stehen fassungslos hinten drin, als Dworschak den Ball auf Knappmann spielt und dieser den Ball in die Maschen jagt! Das Stadion gleicht nun einem Tollhaus! Der Berg bebt!

Müller nun saustark, vernascht ein ums andere Mal seine erfahrenen Gegner! Das ist ein Talent! Wenn der erstmal von Anfang an spielt, wenn der erstmal sein erstes Tor gemacht hat, der explodiert und spielt nicht mehr lange bei uns! Was der drauf hat! Der legt den Ball ganz locker am erfahrenen Grassow vorbei und überläuft diesen wie einen alten Mann, nur durch ein Foul zu bremsen. Doch die schwarze Sau gibt den Elfer nicht, die Bayern kontern, Zimmermann auf Copado und es steht 2:3!

Was eine Atmosphäre! Gegenstände und Becher fliegen Copado über die hohen Wurfnetze hinweg entgegen. Copado nimmt sich einen Becher und kickt ihn zurück ins Publikum, was den Berg nun vollends überkochen lässt: Gegenstände aller Art fliegen, von der Haupttribüne macht sich ein ganz heftiger auf und überwindet alle Absperrungen und macht sich auf den Weg zu Copado. Im letzten Moment greifen die Ordnungskräfte ein und verhindern damit einen möglichen Spielabbruch!

Die Kickers weiter wütend Richtung Tor von Unterhaching, doch Schiri Steinborn verstand es blendend, den Bayern nun den Sieg zu retten. Fast kam es einem so vor, als müsste Unterhaching dafür entschädigt werden, dass sie nun wegen der (skandalösen) Lizenzerteilung für Eintracht Frankfurt in der Regionalliga spielen müssen. Man sollte beobachten, ob das den anderen auch so geht wie uns!

Überpünktlich pfiff Steinborn schließlich ab, obwohl etliche Spielunterbrechungen eine mehr minütige Nachspielzeit erfordert hätten. Dafür war ihm das Bier der Haupttribüne gewiss: Unter dem Schutz eines überdimensionalen Sonnenschirms retteten die Sicherheitskräfte die schwarze Sau vor den fliegenden Bechern und anderen Gegenständen.

Die Kickers verlieren, doch werden gefeiert. Das Offenbacher Publikum honoriert die Leistung und den Kampfgeist unserer jungen Truppe, die uns einiges an Gründen zu neuem Optimismus geliefert hat! Brighache, Knappmann, Langen und vor allem Müller gehört die Zukunft! Man sieht wieder eine Perspektive, man sieht, da wächst eine Mannschaft heran. Es lässt uns träumen…

Traser 5.9.2002

 

 

 

BERICHT: TRASER

FOTOS: Ozzy, Tara und der Engel