Bericht vom Spiel
Kickers Offenbach
- Elversberg 0:0

Jeder, der schon einmal Freitagnacht auf einer Goa-Party war, weiß in welchem Zustand ich mich am Samstag auf den Weg gemacht habe, um dabei zu sein, wenn endlich der heiß ersehnte erste Dreier gegen Elversberg eingefahren wird. Nichts anderes hätte mich nach den wenigen vernebelten Stunden Schlaf dazu animiert, aus den Federn zu kriechen, und das sogar mit einem leichten Lächeln, in dem doch noch ziemlich gelähmten Gesichtsausdruck. Spannend war diesmal aber nicht nur der Ausgang des Spiels, sondern auch noch die Frage, wie der Umgang unter den Onlinern sein wird, nachdem ja diese Woche der erste ernsthafte Onlinerskandal aufgedeckt, und die Schwarzbier-Affäre in der Öffentlichkeit angeregt diskutiert wurde. Es kam, wie ich es eigentlich erwartet hatte, und wie es sich für ehrenhafte Onliner gehört. Das stark unter Druck geratene Mitglied versuchte erst gar nicht eine weiter Diskussion aufkommen zu lassen, und präsentierte, wenn auch der Form halber durch seine Frau überbracht, die von allen erwartete Kiste Bier unter der Onlinereiche. So konnte die Vorbereitung in entspannter Atmosphäre stattfinden, sogar das legendäre Basaltfeuer wurde aus einem Erdloch, nahe der Eiche, hervorgezaubert, und der Weg für einen schönen und erfolgreichen Fußballnachmittag schien eigentlich geebnet. Das es anders kam, wisst ihr ja, und war auch der Grund dafür, lieber erst mal 24 Stunden ins Land ziehen zu lassen, bevor ich mich an dem Spielbericht versuche. Nun muss ich allerdings sagen, so richtig was gebracht haben die 24 Stunden nicht...

Um meinem leicht angeschlagenen Zustand gerecht zu werden, und einer eventuell auftretenden Kreislaufschwäche vorzubeugen, habe ich mich für die Orion entschieden. Im Schatten sitzen, nicht mehr wie nötig bewegen, einen kühlen Äppler in der Hand, und in Gedanken schon die fantastischen Szenen für den Spielbericht schreiben, so war mein Plan, doch diesen habe ich wohl ohne unsere Kickers gemacht.

Nachdem ich meinen Platz zwischen unserem Schwerbehinderten Robby, die Krücke mit Kickersschal kommt echt gut, und dem virtuell etwas zurückhaltend gewordenen Ego, er hat mir übrigens versprochen, beim KSC-Spiel eine Kiste unter die Eiche zu schleppen (Respekt!), eingenommen hatte, fiel mein erster Blick auf unseren Gegner, und auf deren Nummer 3 und Nummer 5. Zwei hochgewachsene Abwehrspieler ließen sofort ein ungutes Gefühl in mir aufkommen, ob wir uns daran nicht möglicherweise die Zähne ausbeißen werden.

Der zweite Blick fiel auf die leeren Ränge, was mich persönlich allerdings nicht sonderlich überraschte. Badeseewetter , Anstoßzeit (wer im Einzelhandel arbeitet hat schlechte Karten), und die eher dürftigen Vorstellungen der letzten 3 Spiele ließen da nicht mehr erwarten.

Der dritte Blick gehörte dann unseren Gästen, die in imponierender Anzahl sich in der brütenden Hitze im Gästekäfig einfanden. Der Ort Elversberg war an diesem Nachmittag sicherlich wie ausgestorben, jung und alt machte sich auf den Weg nach Offenbach, und beim Einlaufen der Mannschaften demonstrierten sie durch eine beeindruckende Choreo ihre Verbundenheit zu ihrem Verein:

                                                  

DIE LIEBE UNSERES LEBENS SVE

war auf einem Banner zu lesen. Ich war beeindruckt, das sind die Spiele, und die Fans, die diese Regionalliga so interessant machen.

Unsere Elf begann in der zu erwartenden Aufstellung. Becht spielte trotz Sehnenbeschwerden, der hübsche Oskar war auch von Anfang an dabei, und die Kickers gingen gleich engagiert und druckvoll zur Sache. Schon in den ersten 10 Minuten gab es bereits 3 beachtliche Strafraumszenen, doch entweder kam Petry zu spät, flankte Saridogan etwas zu hoch, oder vereitelte der Tormann durch eine Glanzparade einen schönen Schuss von Fossi.

Nachdem die erste viertel Stunde gespielt war, lag das 1:0 eigentlich in der Luft. Allerdings stellte sich doch recht schnell die Frage, wie lange, bei der drückenden Hitze, die Kräfte unserer jungen Mannschaft reichen werden. Der Angriff des SVE bis dahin ein laues Lüftchen, mit dem unsere Abwehr keine großen Probleme hatte. Kaba fiel erneut durch ein geschicktes Zweikampfverhalten auf, Falk mit den gewohnt langen Bällen, Lorenz hatte auf der Außenbahn einige schöne Szenen, doch nach etwa 20 Minuten verflachte das Spiel zusehends. Immer weniger Bewegung der Mitspieler machte es für den ballführenden Spieler immer schwerer, eine Anspielstation zu finden. Die Kickers fingen deutlich an zu schwimmen, und nach einem schweren Abspielfehler von Kaba hätte es in der 30. Minute beinahe geklingelt, doch konnte Zitouni in allerletzter Sekunde retten. Ein Kopfball von Petry, eine schöne Direktabnahme von Falk, und ein Schüsschen von Saridogan ans Außennetz konnten die Kickers bis zur Halbzeit noch auf ihrer Chancenseite verbuchen, bevor es mit dezenten Pfiffen in die Kabine ging.

Die zweite Halbzeit ist relativ schnell beschrieben. Flimmernde Hitze über dem Berg, Sommerfußball per Excellenze auf dem Rasen, Zuschauer, hin und her gerissen zwischen erzürntem Gemecker über das dar gebotene unserer Kicker, und persönlicher Lethargie ob der tropischen Temperaturen. Die Spielanteile verlagerten sich nun phasenweise sogar zugunsten der Saarländer, doch scheiterten sie das ein oder andere mal glücklicherweise an ihrem eigenen Unvermögen im Abschluss.

In der 70. Minute versuchte Ramon mit der Einwechslung von Knappmann und Müller noch mal ein Zeichen zu setzen , was auch kurzfristig zu einer Belebung auf Rasen und Tribüne sorgte, doch genauso schnell verpuffte diese auch wieder, und das Spiel plätscherte ohne jegliche Höhepunkte und Torchancen dem Ende entgegen.

Wieder nichts mit einem Dreier gegen unseren Angstgegner, obwohl der sich diesmal  wahrlich nicht als starke Mannschaft präsentierte. Mit Pfiffen verabschiedeten die wenigen treuen Zuschauer unsere Jungs, und verließen vereinigt im Unmut über das gebotene das Stadion.

Persönlich bin ich hin und her gerissen. Natürlich gibt es reichlich Kritik an dem Spiel, Mannschaft und Trainer.

Die Abwehr schafft es gerade so, Tore zu verhindern. Im Spiel nach vorne geht reichlich wenig. Falk,, durch seine Technik und seinen Einsatz,  noch der auffälligste Spieler, ist alleine überfordert. Unser Sturm verdient den Namen fast nicht. Ball annehmen, abtropfen lassen, und 5 Meter zurück spielen kann ich auch. Da wird nicht rochiert, da ist keine Bewegung, und wenn, dann geht diese in diese garantiert in die verkehrte Richtung.

Der Trainer setzt erst mal auf Sicherheit, was dazu führt, dass selbst in einem Heimspiel, beim Stand von 0:0, der Ball in der Abwehr hin und her gespielt wird. So kann man Auswärts auftreten, aber nicht vor dem Offenbacher Publikum, dass wenigstens Kampf bis zum Umfallen sehen möchte.

Genauso möchte ich aber auch unsere so junge Mannschaft in Schutz nehmen. Das 6. Spiel in 3 Wochen, die Temperaturen, die Unerfahrenheit. Vielleicht dürfen wir da einfach nicht mehr erwarten, und sollten uns eher über die bereits eingefahrenen 9 Punkte erfreuen.

Mit solch gespaltenen Gefühlen verließ auch ich den Berg, gespalten zwischen Enttäuschung und Nachsicht.

Ein Treffen mit den Onlinern nach dem Spiel konnte ich mir einfach nicht mehr antun, die letzte Nacht forderte nun ganz extrem ihren Tribut. Eines war auf alle Fälle sonnenklar, die Goa-Party hatte wesentlich mehr Spaß gemacht!

AKKI 19.08.2002

Bilder von Ozzy