Bericht vom Spiel
Kickers Offenbach
Aalen 1:1

 

Schon als ich aufgewacht bin, hatte ich das Gefühl, heute habe ich definitiv keine Lust auf Fußball. Seltsam, normalerweise wache ich an Spieltagen auf und kann an kaum was anderes mehr denken. An diesem Sonntag nicht... Auch wenn wir in der letzten Saison gegen Aalen wohl unser bestes Heimspiel gemacht haben, hatte ich das dumpfe Gefühl, ich hätte besser im Bett bleiben sollen.

Einziger Lichtblick erschien mir das Treffen an der Eiche... Mein zweites Treffen dort und ich muss gestehen, dass mir die Leute richtig ans Herz wachsen... *g

Ein paar Leverkusener hatten sich mit einigen Kisten Kölsch angekündigt und wir wurden nicht enttäuscht! All die Bierkastendiskussionen waren an diesem Tage hinfällig und am Ende waren sogar noch Kästen übrig.

Ich wunderte mich, dass es diesmal sogar Brötchen und Würstchen gab (im Nachhinein habe ich erfahren, dass ein Geburtstagskind anwesend war: nachträglich noch alles Gute, lieber Bertl).

Ich bin auf jeden Fall der Meinung, dass wir die Leverkusener auch einmal besuchen sollten – zumal ich schon immer mal in die Bay-Arena wollte... Und da die Jungs sich hier einen müden Regionalliga-Kick angetan haben, kann es nur Wiedergutmachung in Form eines Gegenbesuches heißen.

Über das Spiel zu schreiben ist meiner Meinung nach eher müßig...

Es hat sich an der Aufstellung nichts geändert. Die erste Hälfte war eine Mischung aus „wir beherrschen den Gegner“ und langweiligem Mittelfeldgeplänkel. Langsam drängt sich mir die Frage auf: Auf wie viele Torchancen kommt ein Tor?

Die Stimmung ließ trotz Flutlicht zu wünschen übrig, es sei denn, Schiedsrichter Albrecht – im bürgerlichen Leben Diplom-Verwaltungswirt (ah ja) – pfiff mal wieder, als würde er pro Pfiff bezahlt werden.

Schade eigentlich, dass sich der gemeine OFC-Fan lieber zu Hass-Tiraden in Bezug auf den DFB oder die 1tr8 hinreißen lässt, anstatt die eigene Mannschaft anzufeuern.

In der Halbzeitpause gab es dann einen Heiratsantrag: Marke „Traumhochzeit“ – Herzerwärmend und ziemlich mutig, aber mal ehrlich, ich würde lieber im Boden versinken, als dort auf dem Feld zu stehen... und mich vor 4.700 (zahlenden) Zuschauern zu blamieren... Ich habe diesen Heiratsantrag und vor allem das „Ja“ als gutes Omen genommen und dachte, jetzt gewinnen wir (erwähnte ich schon, dass ich besser im Bett geblieben wäre?)!

Unsere Jungs legten auch wieder los, wie in der ersten Hälfte und siehe da, in der 53. Minute ein Super-Pass von Mounir Zitouni auf Oscar Corochano, der flankt punktgenau auf Michael Petry, der köpft und: TOOOOOOR! Ich konnte es gar nicht glauben!

Kurz vorher hatte ich mir die x-te Zigarette angezündet, die flog im hohen Bogen weg... Aberglaube, nach einem Tor wird eine neue angezündet. Auf dem Berg werde ich sicher nicht zum Torjubel-Kettenraucher...

Irgendwie werde ich jedoch das dumme Gefühl nicht los, dass unsere Spieler nach einem Führungstreffer in eine Art Lethargie verfallen. Irgendwie geht da im Moment nichts mehr. Der Ball wird hin und her geschoben, wird verloren, der Gegner wird regelrecht aufgebaut. Klar muss der Gegner jetzt was tun, zu dumm nur, dass wir keine Kontermannschaft sind.

Wird Patrick Falk eigentlich nach Kilometern bezahlt?

Petry verletzte sich bei seinem Treffer und musste ausgewechselt werden. Schade! Denn ich fand ihn richtig gut – hat Bälle erkämpft, in der eigenen Hälfte geholt...

In der 85. Minute „foulte“ Oscar Corochano seinen Gegenspieler Rogosic kurz vor dem 16er... Sagen wir mal so, in Anbetracht dessen, dass Herr Albrecht vorher schon ziemlich kleinlich gepfiffen hat, war es klar: das gibt einen Freistoß.

Während alle beieinander standen und diskutierten (ist es eigentlich erlaubt, dass ein Torwart genauso gekleidet ist wie die Schiris?), fielen auf einmal 2 unserer Spieler um. Heiße Dispute – ich freute mich, jetzt werden die Aalener dezimiert! Schnell noch eine Zigarette angesteckt, doch was ist? Nichts! Der Schiri lässt den Freistoß ausführen. Die OFC-Mauer wird noch ein bisschen hin und her geschoben. Und dann erfolgt der Pfiff. Ich halte mit einer Freundin Händchen – hilft auch manchmal. Die Mauer löst sich in Wohlgefallen auf, Cesar Thier war wohl auch nicht so ganz im Bilde und der Ball zappelt im Netz. Die 2-7 mitgereisten Aalener-Fans jubelten und man konnte es im ganzen Stadion hören. Peinlich! Wo ist die Zeit, in der wir unsere Mannschaft bedingungslos anfeuerten?

Nun, viel ist dann nicht mehr passiert, außer ein paar körperliche Nettigkeiten unter den Spielern. Dann der Abpfiff!

Schnell nachgerechnet, nee es hat nicht gereicht, im Gegenteil, wir sind sogar noch einen Platz näher Richtung Abstiegsplatz (kann man auch heute in sämtlichen Zeitungen lesen: OFC im Abstiegsstrudel, etc).

Frustriert machte ich mich dann noch einmal in Richtung Eiche. Und siehe da, ein paar Unerschrockene standen wieder beisammen und vernichteten die restlichen Biere.

Ich muss noch einmal die Leverkusener loben, die sich so unerschrocken und trotz aller Widrigkeiten Richtung Offenbach begeben und Kölsch mitgebracht haben.

Noch etwas: es kann nicht sein, dass bereits 5 Minuten nach dem Spiel alle Stände geschlossen werden, keine Wurst mehr erworben werden kann und arme Onliner am Verhungern sind! Im Ernst, da sollte sich unser „Wirt“ noch mal was einfallen lassen.

Nachdem ich meine Heim-Fahrdienste erledigt hatte ging ich dann doch recht schnell ins Bett.

Nächsten Sonntag heißt es Neunkirchen – wieder ein Sonntagsspiel. Da sollten eigentlich 3 Punkte zu holen sein, aber darauf kann man sich auch nicht mehr verlassen. Ich werde trotzdem hinfahren und hoffen, dass ich mal wieder einen Auswärtssieg mitbekomme und im Torjubel zum Kettenraucher werde...

Bericht: PaSch 21.10.2002

Fotos: Ozzy