Bericht zum Spiel
Kickers Offenbach - SV Wehen

Zum zweiten Hessenderby binnen einer Woche bekamen wir es mit dem SV Wehen, unserem ebenso treuen wie unbeliebten Weggefährten der vergangenen 12 Jahre zu tun. Ja, es ist wirklich viel, viel Zeit ins Land gegangen, seit der OFC durch Lizenzentzug der 2. Liga entrissen wurde und sich damit abfinden mußten, fortan ein Leben als Amateurclub zu fristen und sich an so manchen namenlosen Emporkömmling zu gewöhnen. Ein Blick auf die Mannschaftsaufstellungen verriet, daß Offenbach mit der siegreichen Elf von Darmstadt begann. Ein starker Defensivblock im Mittelfeld mit Corrochano, Barletta und Dworschak war dort Garant des Sieges gewesen.

Sicherlich ist es ein Zeichen von Kontinuität, auf eine eingespielte Mannschaft zurückzugreifen, jedoch mußte bezweifelt werden, ob die Dreierspitze Würll, Naciri, Schindler in Verbindung mit den Vorstößen von Thorsten Becht über rechts die als offensivstark bekannten Taunussteiner ausreichend beschäftigen könnte. Der Spielbeginn war durchaus vielversprechend. Der OFC begann forsch und wollte gleich zeigen, wer Herr im Hause war. Eine verunglückte Rückgabe zum Wehener Torwart hätte fast die frühe Führung gebracht, jedoch gelang es Patrick Würll nicht, den Ball am herausstürzenden Keeper vorbeizuspitzeln.

Daß sich auch die OFC-Abwehr hin und wieder Patzer erlaubt, wurde kurz danach deutlich, als Idrissou plötzlich frei vor Cesar Thier an den Ball kam, jedoch davon offensichtlich selbst so überrascht war, daß er ihn am Tor vorbeischob. Es entwickelte sich ein recht offenes Spiel, in dem die Chancen verteilt waren. Eine scharfe Hereingabe von links nahm Würll im Fünfmeterraum volley, jagte den Ball aber knapp über die Latte. Auf der anderen Seite kam Ben Neticha zum Kopfball, traf jedoch Cesar Thier. Als die Partie hin und her wogte, nahm sich Thorsten Becht auf der rechten Seite ein Herz, setzte an, um den altgedienten, durch unzählige Partien in Offenbach wohlbekannten Michael Sauer, den einst im Duo mit Tom Stohn gefürchteten Linksfuß, zu überrennen. Eine brutale Grätsche, die jedoch nur die gelbe Karte nach sich zog, beendete dieses Vorhaben jäh. Schlimmer als den Sünder hatte es das Opfer erwischt. Becht mußte mit einem dicken Fuß auf die Bank und wurde dort minutenlang behandelt.

Die eigene Überzahl und die offensichtliche Verwirrung des Gegners nutzte Wehen nun, um sich in der Offenbacher Hälfte festzusetzen. Quasi mit Ansage gelang dann auch das Führungstor, bedingt allerdings durch unglaubliche Abwehrschnitzer. Vier OFC-Abwehrspielern gelang es nicht, den eigentlich ziemlich ungelenkig daherkommenden Wehener am Eindringen in den Strafraum zu hindern. Er stolperte so vor sich hin, stand plötzlich frei vor Cesar Thier und war dreist genug, die Kugel noch an ihm vorbeizustochern. Mal wieder ein traumatisches Erlebnis gegen die Halberg-Truppe, aber man hat sich ja an so einiges gewöhnt. Als nach vielleicht zehnminütiger Behandlungspause Thorsten Becht zurückkam, setzte Offenbach zum Gegenschlag an, sicherlich ermutigt von der Aussage in der Offenbach Post, daß man gegen Wehen zurückliegend noch lange nicht verloren hat.

Aus dem Spiel heraus gelang recht wenig, aber auf die Standards kann man sich ja in dieser Saison bekanntlich verlassen. Eine Ecke von Naciri verlängerte einmal mehr Zitouni am kurzen Pfosten, der erste Schuß wurde noch abgewehrt, ob vor oder hinter der Linie, vermag ich nicht zu beurteilen, aber der Abpraller wurde anschließend sowieso eingenetzt, um alle Zweifel zu beseitigen. Als Torschütze wurde Manni Binz genannt. Offenbach war jetzt am Drücker und hätte in Führung gehen können. Patrick Würll hatte seine beste Szene, als er vom Sechzehner abzog. Wehens Keeper ließ abprallen, aber Manni Binz kam um Zentimeter zu spät. Unterbrochen von Kontern, vor allem über den bombenstarken Idrissou, den Meyer nicht in den Griff bekam, drängte der OFC auf das Führungstor, wurde aber letztlich durch den Pausenpfiff des Schiedsrichters gestoppt.

Die zweiten Halbzeit begannen beide Teams unverändert, das Spielgeschehen stellte sich jedoch fortan unansehnlicher dar. Es wurde nun mehr Wert auf Sicherheit gelegt, Wehen stand tiefer, ließ Ben Neticha und Idrissou, dessen Kräfte zusehends schwanden, oft auf sich allein gestellt ihre Konter fahren, während es dem OFC nicht gelang, spielerische Akzente zu setzen und die gegnerische Abwehr ernsthaft zu gefährden. Kam man dann endlich mal in Tornähe, wurde oft zu umständlich gespielt, anstatt den direkten Abschluß zu suchen. Trainer Berndroth reagierte und versuchte die Offensive durch die Einwechslung von Tonello für Corrochano zu stärken, jedoch ohne Erfolg. Vor allem Naciri und Patrick Würll, dem an diesem Tage viele Bälle versprangen, ließen nach und so war die Partie nun von gegenseitiger Neutralisation geprägt. Frühzeitig fanden sich die Zuschauer mit einem Unentschieden ab, spannend blieb es aber trotzdem. Daß der OFC nicht als Verlierer vom Platz ging, verdankte er letztlich Cesar Thier. Nach einem abermaligen Wehener Konter kam Idrissou aus wenigen Metern völlig frei zum Volleyschuß, er traf den Ball eigentlich ideal, aber Thier klärte mit einem übermenschlichen Reflex per Faustabwehr. Die letzten Minuten schleppten sich dann so dahin und am Ende waren wohl beide Mannschaften mit der Punkteteilung zufrieden.

Einmal mehr wurde uns OFC-Fans vor Augen geführt, daß spielerisch von unserer Truppe keine Großtaten zu erwarten sind. Kämpferischer Einsatz und Standardsituationen führen immer mal wieder zu Torchancen, wenn aber die Stürmer wie gegen Wehen die wenigen Möglichkeiten nicht konsequent nutzen, sind Erfolge insbesondere in Heimspielen kaum zu erzielen. Was uns bestimmt gut tun würde, wäre die baldige Rückkehr von Matthias Becker, der unsere linke Seite bestimmt beleben würde. Vorne mitspielen können wir, aber für ganz oben wird es nur dann reichen, wenn sich die Mannschaft fußballerisch noch ein deutliches Stück weiterentwickelt.

MK