Bericht zum Spiel
Kickers Offenbach gegen Stuttgarter Kickers

"Wichtiger Heimsieg mit bitterem Beigeschmack"

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Die Vorbereitung für diesen Fußballnachmittag verlief optimal. Zweieinhalb Stunden vor Spielbeginn trafen wir uns in der Eckkneipe, um alle wichtigen Dinge zu besprechen. Gesprächsstoff gab es wahrlich genug, ist Manni wirklich schon wieder fit, was ist mit Meyer, Zitouni und Becht, fallen jetzt auch noch Schindler und Alderigi aus, selten war so kurz vor Spielbeginn völlig unklar, mit welcher Elf zu rechnen ist.

Das man auch mit jungem, unerfahrenem Personal durchaus erfolgreich sein kann, hat der OFC in den letzten Wochen ja zu genüge bewiesen. Dies scheint sich mittlerweile sogar bis zur Eckkneipe rumgesprochen zu haben, eine äußerst junge, charmante Bedienung versüßte uns die ohnehin angenehme Zeit mit ihrem charmanten Lächeln. Hier lohnt es sich auf alle Fälle mal wieder vorbei zu schauen.

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Im Stadion angekommen gab es erstmal ein kurzen Gang über die walk of fame (Achtung Stolpergefahr!), ein schneller Besuch im Fancontainer, und traditionell den letzten Schoppen im OH.

Beim Blick auf die Mannschaftsaufstellung rieben wir uns verwundert die Augen. Ausnahmslos alle angeschlagenen und verletzten Spieler waren dabei, damit war nun wirklich nicht zu rechnen. Haben wir augenblicklich eine so gute ärztliche Betreuung, oder liegt es möglicherweise einfach an der Lust der Spieler, daß sich die erwarteten Ausfallzeiten stets auf ein Minimum reduzieren?

Wenige Minuten vor Spielbeginn dann doch noch eine Hiobsbotschaft. Traser fiel kurzfristig mit einem Hexenschuß aus, ein schlechtes Omen, und man konnte nur hoffen, daß sich dies noch nicht bis in die Spielerkabine herumgesprochen hatte. An dieser Stelle gute Besserung!

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Nachdem wir unsere Plätze eingenommen hatten, fiel als erstes der doch eher spärliche Besuch auf. Nur knapp 6000 Zuschauer hatten den Weg auf den Bieberer Berg gefunden. Für einen sonnigen Samstagnachmittag, und der aktuellen, sportlichen Situation etwas enttäuschend.

Die Stuttgarter waren mit 4 Doppelhaltern und der etwa 10fachen Zahl an Doppelhalterhaltern angereist.

Bezeichnenderweise betrat als erstes Matze Becker den Rasen, ehe nach und nach auch die restlichen Spieler aus der Kabine kamen.

Der gemeinsame Einlauf der Mannschaften wurde dann von 15 kontrolliert abgebrannten Bengalos begleitet, dem der Stuttgarter Anhang eine Rauchbombe entgegensetzte. Sicherlich ist solch eine organisierte Aktion besser wie nichts, aber mehr auch nicht! Zeitgleich zündeten wir auf der Oriontribüne den ersten unkontrollierten Privatbengalo an, was aber in der Öffentlichkeit weitestgehend unbemerkt blieb.

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Unsere Kickers begannen das Spiel sehr offensiv, und ziemlich schnell war zu erkennen, wodurch sich diese beiden Mannschaften am heutigen Tag voneinander unterschieden. Auf der einen Seite die Stukkis, ganz offensichtlich sehr verunsichert und ohne Selbstvertrauen, oft den entscheidenen Schritt zu langsam, auf der anderen Seite unsere Elf, die mit dem nötigen Selbstbewußtsein auftrat, mit schnellem, gepflegtem Kurzpaßspiel gefiel, und durch eine erstaunlich routinierte Spielweise sehr schnell zeigte, wer Herr im Haus ist.

So konnten wir dann bereits in der 6 Spielminute das 1:0 bejubeln. Herrlich von Becker vorbereitet, kam der Ball über Naciri zu Würll, der von zwei Stuttgartern bedrängt die Hulla einschieben konnte. Sicherlich haben die Verteidiger etwas gepennt, aber es war auch sehr schön anzusehen, wie Würll mit zwei Schritten den beiden Stuttgartern einen halben Meter abnahm. Das macht einen Torjäger aus, und den Patrick, auch wenn man ansonsten manchmal nicht sehr viel von ihm sieht, für uns so wertvoll.

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Ein Auftakt nach Maß, und es sollte ansehnlich weitergehen. Gefälliges Kickersspiel nach vorne, wobei besonders Becker auffiel. Er sprühte vor Spielfreude und Einsatz, erkämpfte sich viele Bälle, und versuchte immer wieder mit gefährlichen Pässen, Naciri, Schindler oder Würll in Szene zu setzen. Wie lange haben wir schon gefordert ihn hinter den Spitzen spielen zu lassen, Ramon hat uns erhört, und Becker dankt es uns durch eine glänzende erste Halbzeit.

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Ebenfalls kämpferisch und spielerisch sehr stark, Tobias Schindler. Er war es auch, der in der 22 Minute nur durch eine Notbremse des Stuttgarters Cast gestoppt werden konnte. Schiedsrichter Maier sah diese rotverdächtige Aktion allerdings anders, wodurch sich nach und nach des Volkes Zorn auf ihn richtete.

Die Offenbacher hatten das Heft fest in der Hand. Corrochano spielte eine ordentlichen Part im defensiven Mittelfeld, Dworschak marschierte immer wieder vorne rein, Becht und Schindler über rechts, Becker über die linke Seite, gelungene Flügelwechsel, alles sehr schön anzusehen, und so ergab sich bis zur 30 Minute noch die ein oder andere (wenn auch nicht zwingende) Chance, die aber leider ungenutzt blieben.

Unsere Abwehr, mit den angeschlagenen, oder noch nicht völlig fitten Binz, Meyer und Zitouni, wurde von den harmlosen Stuttgartern Angriffsbemühungen nicht ernsthaft auf die Probe gestellt. Erst nach 35 Minuten ergab sich nach einer mißlungenen Abseitsfalle die erste Chance für die Schwaben, jedoch war der Schuß kein Problem für den bis dahin arbeitslosen Thier.

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Mit Szenenapplaus für Becker, nach einem schönem Solo,und viel Applaus für die ganze Mannschaft, ging es in die Halbzeit, und irgendwie hatte man das Gefühl, daß heute nicht mehr viel anbrennt.

Ein weiterer Höhepunkt aber dann schon in der Halbzeit. Nachdem kontrollierten Abbrennen von Bengalos gab es nun etwas völlig neues. Das kontrollierte Abgeben einer Liebeserklärung im Innenraum.

Sätze wie, Heiko, ich weiß, ich habe viel Scheiß gebaut, und Heiko, ich liebe Dich, zwangen mich dazu meinem Nachbarn TRO ein Taschentuch zu reichen, obgleich er sich größte Mühe gab, die Rührungstränen zu verbergen.

Während die Offenbacher unverändert aus der Kabine kamen, brachten die Stuttgarter für den bis dahin völlig unauffälligen Carnevale, den (Schwaben Ailton) Batista. Eine Auswechslung mit Folgen...

Es machte den Eindruck, als wäre die komplette Abwehr noch mit der Frage beschäftigt, wer denn nun für Batista zuständig sei, kam er auch schon an den Ball, und machte in der 47 Minute den Ausgleich. Zu diesem Zeitpunkt völlig überraschend und unverdient. Stille im Stadion, dies war ein Schock, nicht nur für das Publikum, auch die Mannschaft hatte sichtlich daran zu knabbern.

Keine 5 Minuten später schien das Spiel nun vollends zu kippen. Ausgerechnet Becker liegt am Boden, und deutet durch ein Armheben an, daß er ernsthaft verletzt ist. Nachdem er noch 5 Minuten am Spielfeldrand behandelt wurde, Alderigi für ihn das Spielfeld betrat, wurde Matze auf einer Bahre aus dem Stadion getragen. Das sah wirklich sehr schlimm aus, doch konnte man der heutigen Presse entnehmen, daß es wohl doch nicht der vermutete Bänderriss ist. Hoffen wir das beste, ein Matthias Becker in der gestrigen Form ist Gold wert und nicht zu ersetzen.

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Während bei den Offenbachern nun nicht mehr allzuviel ging, Sicherheit, Spritzigkeit und Kurzpasspiel waren wie weggeblasen, kamen die Stukkis immer besser ins Spiel. Obwohl sie, durch die nun vorhandene Spielüberlegenheit, sich nicht allzuviel hochkarätige Chancen erspielt haben, lag der Führungstreffer für Stuttgart doch in der Luft . Mit einer Punkteteilung wäre ich zu diesem Zeitpunkt völlig zufrieden gewesen.

Viel mehr, wie ein wegen Abseits nicht gegebenes Tor in der 70 Spielminute, hatten die Offenbacher in der Offensive nicht zu verzeichnen.

Erst in der 72 Minute kam wieder ein wenig Hoffnung auf, nachdem der Stuttgarter Maric mit gelb/rot des Feldes verwiesen wurde. Noch 18 Minuten zu spielen, ein Mann Überzahl, das könnte noch klappen. Doch ein Überzahlspiel kann man natürlich nur spielerisch aufziehen, doch nicht zuletzt durch den fehlenden Becker, hatte der OFC damit seine Schwierigkeiten.

Nach 77 Minuten brachte Ramon für den etwas untergegangenen Schindler, Tonello, der sich in seiner ersten Aktion auch gleich eine gelbe Karte abholte. Ein Kopfball von Würll, nach Alderigi Flanke, verpaßte knapp das Tor, ehe Lars (Köpper) Meyer den Ball durch einen Einwurf in den Strafraum brachte. Von der Orion aus etwas unübersichtlich, kam Naciri an den Ball und machte das vielumjubelte 2:1

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Und nun folgten noch 10 Minuten Bieberer Berg pur. Trotz Unterzahl drehten die Stuttgarter noch einmal mächtig auf. Glanzparade Thier in der 85 Mnute, und in der selben Minute gab es das erste „steht auf , wenn ihr Kickers seid" zu hören. Das Publikum war nun hellwach, und trug auch seinen Teil dazu bei, die letzten Minuten unbeschadet zu überstehen. Eine Eckballserie in der 88 Minute, und ein gefährlichen Kopfball in der 89 Minute, ließen den Blutdruck nochmals nach oben schnellen, doch dann pfiff der äußerst mäßige Schiedsrichter endlich ab.

Jubelnde Offenbacher, am Boden liegende Stuttgarter, erleichterte Zuschauer. Ein Spiel von hohem Unterhaltungswert, mit etwas glücklichem, aber doch verdientem, Ausgang lag hinter uns.

Dieser Sieg war sehr, sehr wichtig! Die Mannschaft hat bewiesen, daß auch eine Niederlage sie nicht aus der Bahn wirft, und sie auch in kritischen Situationen das Ruder noch mal rumreißen kann. Außerdem hat sie damit auch die Grundlage geschaffen, ohne Druck nach Erfurt fahren zu können. Ein Auswärtsspiel, das sicherlich sehr schwer wird, doch dazu mehr im nächsten Vorbericht...

Während sich die Onliner nach dem Spiel auf den Weg machten, um im legendären Cafe Futt, bei fröhlichem Verzehr von Hinkeln, den Tag ausklingen zu lassen, fuhr ich mit einem breiten Grinsen zurück in die unbeliebte Stadt auf der anderen Mainseite. Im Auto konnte ich gerade noch die letzten Worte des Werner Damm vernehmen: „unverändert die Offenbacher Kickers mit 15 Punkten auf Platz vier". Für den Mann scheint selbst die Biosauna mit 60 Grad zu heiß zu sein!

Akki

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